Netzteile verursachen hoch- und niederfrequente Störungen, die mit geeigneten Filterschaltungen beseitigt werden müssen. Hochfrequente Störungen lassen sich gut mit passiven LC-Filtern beseitigen, während man für niederfrequente Entstörung aktive Leistungselektronik benötigt.
12.1 Passive
Entstörfilter
Insbesondere
getaktete Netzteile verursachen hochfrequente Störungen, die
leicht über die Netzzuleitungen in das Versorgungsnetz
verschleppt werden, wo sie sich über große Entfernungen
verteilen können. Natürlich dürfen solche
hochfrequenten Störungen das Netzteil nicht verlassen. Direkte
Störabstrahlungen verhindert ein geschlossenes Metallgehäuse.
Das alleine reicht allerdings noch nicht aus. Durch die gepulste
Stromaufnahme der Schaltstufe, die zum Teil vom Siebelko aufgefangen
wird, wird dem niederfrequenten Betriebsstrom ein hochfrequenter
Störstrom überlagert. Diesen Störstrom kann man
mit einem LC-Tiefpass herausfiltern. Der
Störstrom fließt zwischen N- und L-Leiter der
Netzspannung. In Bild 12.1 ist ein solches universelles Entstörfilter
zu sehen, wie man es so oder in ähnlicher z.T. vereinfachter
Form in fast allen netzbetriebenen Geräten findet, die
potentielle Störquellen darstellen.
Bild 12.1 Standard Entstörfilter für Netzbetriebene Geräte mit ca. 1 kW Leistung
Der
LC-Tiefpass wird vom sogenannten X-Kondensator C 1 und der Drossel Dr
2 gebildet. Für den Störstrom liegen die beiden Spulen von
Dr 2 in Serie und bilden, da sie auf einem gemeinsamen Kern
gewickelt sind, eine Gesamtinduktivität von 400 µH. Häufig
findet man in Filterschaltungen statt der Doppeldrossel eine
oder zwei Einzeldrosseln, die leichter zu beschaffen und billiger
sind. Eine Einzeldrossel hat den Nachteil, dass der Filter
asymmetrisch wird und symmetrische Störspannungen u.U.
asymmetrisch nach außen gelangen können. Bei zwei
Einzeldrosseln ist die Symmetrie zwar gegeben, es wird aber insgesamt
mehr Kupferdraht benötigt, was bei kompakten Filtern nachteilig
ist. Da der Laststrom den Kern von Dr 2 magnetisiert, kann man
hier kein hochpermeables Material ohne Luftspalt verwenden, um
eine große Induktivität zu erreichen. Üblicherweise
verwendet man niedrigpermeable Pulverringkerne. Die Grenzfrequenz,
die etwa der Resonanzfrequenz von C 1 und Dr 2 (400µH)
entspricht, sollte deutlich unterhalb der verwendeten Schaltfrequenz
liegen. Dr 1 ist eine stromkompensierte Drossel,
deren Spulen so geschaltet sind, dass der Laststrom entgegengesetzte,
sich aufhebende Magnetfelder erzeugt. Für den Laststrom hat Dr 1
deshalb zumindest theoretisch keine Induktivität. Praktisch
bleibt noch ein Rest Streuinduktivität übrig, die in
der Größenordnung von etwa 1/100 der Hauptinduktivität
einer Spule liegt (je nach Bauform). Die für die Berechnung der
Grenzfrequenz relevante Induktivität erhöht sich daher
geringfügig von 400 µH auf ca. 450 µH.
Neben den
symmetrischen Störspannungen, die dem Laststrom überlagert
sind, gibt es noch asymmetrische Störungen, die im Gleichtakt
sowohl auf L- als auch auf dem N-Leiter liegen. Für solche
Spannungen hat die stromkompensierte Drossel Dr 1 ihre volle
Induktivität von 5 mH. Die hohe Induktivität von Dr 1
stellt für asymmetrische Störspannungen eine unüberwindbare
Barriere dar. Dr 1 ist nicht durch zwei Einzeldrosseln ersetzbar. Um
die hohe Induktivität zu erreichen, werden die Spulen
voneinander isoliert auf einen hochpermeablen Ferritkern ohne
Luftspalt gewickelt. Damit der Kern nicht durch den Laststrom in
die Sättigung gerät, fließt er gegenläufig durch
die beiden Spulen. Damit bleibt die hohe Induktivität von Dr 1
zumindest für die asymmetrischen Störspannungen
erhalten.
Die
sogenannten Y-Kondensatoren C
2 und C 3 liegen
zwischen Gehäuse und den Leitern L und N. Asymmetrische
hochfrequente Störspannungen werden so direkt gegen das Gehäuse
kurzgeschlossen. Mit 22 nF ist bereits die obere Grenze
erreicht, die diese Kondensatoren haben dürfen. Gängige Werte liegen
bei 2,2 bis 4,7 nF. Da im
Normalbetrieb einer der Leiter, im ungünstigsten Fall sogar
beide Leiter, auf 230 Volt Netzspannung liegen, fließt
über die Y-Kondensatoren ein Fehlerstrom bis über 3 mA.
Wesentlich größere Y-Kondensatoren würden schon
gefährlich hohe Fehlerströme verursachen, ganz davon
abgesehen, dass sich bei mehreren angeschlossenen Geräten die
Fehlerströme addieren und den
FI-Schutzschalter auslösen würde. Bei Geräten
mit der Schutzart Schutzisolierung werden die
Y-Kondensatoren, wenn überhaupt vorhanden, nur mit der
Gerätemasse verbunden. Da die Y-Kondensatoren die
Netzspannung vom Niederspannungsbereich trennen, müssen sie
besonders hohen Sicherheitsanforderungen genügen. Geeignete
Kondensatoren sind mit entsprechenden Sicherheitssymbolen (VDE)
gekennzeichnet.
Der
Kondensator C 4 ist optional und meistens nicht zusätzlich
nötig, da sich im Netzteil selbst ja ohnehin ein Kondensator
oder Elko parallel zur Netzspannung befindet und schon das Gröbste
abfängt.
Sekundärseitig
reicht es meistens, wenn die Betriebsspannungsmasse mit der
Abschirmung, bzw. dem Metallgehäuse des Netzteiles verbunden
wird.
Die
Feinsicherung zum Absichern des Gerätes setzt man
sinnvollerweise netzseitig direkt vor das Filter. Damit ist
gewährleistet, dass auch der X-Kondensator im Fehlerfall abgesichert
ist. Weiterhin kann man auf der
Lastseite noch einen ZnO-Varistor (Überspannungsableiter)
parallel zu N- und L-Leiter schalten. Dieser kann zumindest kurze
Überspannungsspitzen absorbieren.
Die in Bild
12.1 angegebenen Werte beziehen sich auf ein Gerät mit ca. 1 kW
Leistung. Im Einzelfall hängt die Dimensionierung nicht nur
von der Leistung, sondern auch von der Art der Störquelle
ab. Normalerweise wird man zunächst auf Standard-Entstörbauteile
zurückgreifen, die es für Netzspannung, nach Strom
gestaffelt, als Einzelbauteile oder gleich als komplette gekapselte
Filtermodule zu kaufen gibt. Bei diskret aufgebauten Filtern müssen
die geeigneten Werte dann ggf. empirisch ermittelt werden.
Sollen neben
den hochfrequenten Störanteilen auch niederfrequente Oberwellen,
die vorwiegend durch Gleichrichterschaltungen entstehen, passiv
ausgefiltert werden, benötigt man sehr große Siebdrosseln.
Nachteilig ist dabei auch, dass die Ausgangsgleichspannung stark
lastabhängig wird. Meistens begnügt man sich mit relativ
kleinen Drosseln, die die Stromspitze im Scheitelpunkt etwas
ausbügeln.
12.2 Aktive
Netzfilter/Leistungsfaktorkorrektur
Wird einem
Wechselspannungs-Versorgungsnetz Leistung entnommen, wird ein Teil
als Wirk- und ein anderer Teil als Blindleistung entnommen. Die
Blindleistung wird zwar dem
Netz zurückgeführt
und vom Stromzähler ignoriert, verursacht aber zusätzliche
Leitungsverluste auf Kosten
des
Energieversorgers. Daher ist es oft zwingend vorgeschrieben,
insbesondere bei hohen Leistungen, dass der Blindleistungsanteil
minimal ist. Bei induktiven oder kapazitiven Lasten bewirkt der
Blindleistungsanteil nur eine Phasenverschiebung zwischen Spannung
und Strom. Bei Lasten mit induktivem Blindleistungsanteil, was am
häufigsten vorkommt, kann die Blindleistung durch einen
Kompensationskondensator eliminiert werden.
Umgekehrt können kapazitive Lasten durch eine parallel
geschaltete Spule blindleistungsfrei gemacht werden. Ziel ist es
immer, dass Spannung und Strom in Phase sind, sich ein Verbraucher
also wie ein ohmscher Widerstand verhält.
In
Netzteilen tritt nun der Fall auf, dass vor einem
Brückengleichrichter mit nachgeschaltetem Siebelko der
Strom stark verzerrt wird, d.h. er ist nicht mehr sinusförmig
(siehe Bild 2.2). In diesem
Fall lässt sich die Blindleistung nicht einfach mit einem
Kondensator oder einer Spule kompensieren. Ein passives
LC-Filter, dass die Grundwelle sauber ausfiltert, wäre sicher
wesentlich größer, schwerer und teurer als das eigentliche
Netzteil. In neueren und vor allem größeren Netzteilen
(> 100 Watt) findet man deshalb ein sogenanntes
aktives Netzfilter zur
Leistungsfaktorkorrektur
(engl. PFC Power Factor Correction).
Im Prinzip
handelt es sich dabei um einfache Aufwärtswandler, wie ich sie
bereits in Kapitel 6.2 beschrieben habe. Die Wandler werden
mit der gleichgerichteten,
aber ungesiebten Netzspannung versorgt und konvertieren diese auf ca.
400 Volt ( bei 230 Volt Wechselspannung ). Die Regelung des Wandlers
sorgt nun erstens dafür, dass der dem Netz entnommene
Momentanstrom proportional zur Momentanspannung ist und zweitens
regelt sie den Effektivwert des Stromes so hoch, dass dem Netz genau
die benötigte Leistung entnommen wird, um eine mittlere
Ausgangsspannung von ca. 400 Volt zu erhalten. Der Aufwärtswandler
arbeitet mit einer Schaltfrequenz weit oberhalb der Netzfrequenz.
Deshalb lässt sich die Schaltfrequenz relativ leicht mit einem
passiven LC-Filter (siehe Bild 12.1) vom Netz fernhalten. In Bild
12.2 A ist das Blockschaltbild einer konventionellen
Leistungsfaktorkorrektur zu sehen. Wie man bereits auf den ersten
Blick sieht, ist die gar nicht so einfach aufgebaut, obwohl nur die
wichtigsten Funktionen eingezeichnet sind. Zunächst gelangt die
Netzspannung auf einen Brückengleichrichter und von dort auf den
Kondensator C 1, der im Prinzip den Kondensator C 4 im Netzfilter aus
Bild 12.1 ersetzt. Dann folgt ein normaler Aufwärtswandler,
bestehend aus der Speicherdrossel Dr, dem Schalter T, der Diode D und
dem Ausgangssiebelko C 2. Damit der Wandler sauber arbeiten kann,
muss die Ausgangsspannung deutlich höher sein als der
Spitzenwert der Netzspannung. Sehr beliebt sind Ausgangsspannungen um
die 400 Volt, für die man dann Siebelkos mit min. 450 Volt
braucht. Da es manchmal schwierig ist, große Elkos mit über
400 Volt Spannungsfestigkeit zu bekommen, versucht man gelegentlich
auch die Ausgangsspannung auf etwa 380 Volt zu legen. Bei einem
Effektivwert der Netzspannung von 230 Volt kommt man auf einen
Spitzenwert von etwa 325 Volt. Das ist zwar sehr knapp, z.B. bei
erhöhter Netzspannung, aber gerade noch vertretbar, zumal
bei einem Anstieg der Spitzenspannung über den Sollwert der
Ausgangsspannung nur die Filterfunktion mehr oder weniger aussetzt.
Die eigentliche Funktion des Gesamtgerätes wird dadurch nicht
beeinträchtigt. Kritisch ist bei dieser Schaltung der
Einschaltmoment. Da beim Aufwärtswandler die Ausgangsspannung
nicht niedriger sein kann als die Eingangsspannung, wird der zunächst
ungeladene Elko C 2 über Dr und D beim Einschalten mit einem
hohen Ladestrom geladen. Genau wie bei konventionellen
Netzgleichrichtern muss deshalb auch eine
Einschaltstrombegrenzung vorgesehen werden. Außerdem ist darauf
zu achten, dass der Wandler nicht startet, solange der Drosselkern
noch durch den Einschaltstrom gesättigt ist. Häufig wird
die Drossel und die Diode D durch eine zusätzliche
Leistungsdiode von C 1 nach C 2 überbrückt. Um den Wandler
zu starten, wird ein Startimpuls benötigt. Den kann man z.B. mit
einem Watchdog-Timer erzeugen, der hier nicht eingezeichnet ist.
Wenn der Wandler einige Zeit aussetzt, wird das R-S-Flipflop
gesetzt und T durchgeschaltet. An Dr liegt dann der Momentanwert der
Netzspannung an. Der Drosselstrom fließt auch durch R 3 und
verursacht dort eine linear ansteigende Spannung. Sobald die
Spannung an R 3 die Ausgangsspannung des Multiplizierers
überschreitet, setzt der Komparator Comp 2 das Flipflop
zurück und T sperrt wieder. Während T sperrt, fließt
der Strom durch Dr und D weiter und lädt C 2 auf. Wenn das
Magnetfeld in Dr abgebaut ist, bricht auch die Spannung
zusammen. Um diesen Zeitpunkt erkennen zu können befindet sich
noch eine Hilfswicklung auf der Drossel. Nach dem Zusammenbruch der
Induktionsspannung in Dr erkennt Comp 1 einen Nulldurchgang in der
Hilfswicklung und setzt
das Flipflop,
sodass ein neuer Zyklus beginnen kann.
Bild 12.2 A Blockschaltbild einer konventionellen Leistungsfaktorkorrektur
Da der
Drosselstrom aufgrund der Funktionsweise des Wandlers lückenlos
dreieckförmig ist und immer wieder bei null beginnt, ist der an R 3
gemessene Spitzenstrom immer genau doppelt so groß wie der
mittlere (bezogen auf die Schaltfrequenz) netzseitige Laststrom. Der
vom Netz entnommene Strom ist also proportional zur Spannung am
invertierenden Eingang von Comp 2, die von einem Multiplizierer
kommt. An einem Eingang des Multiplizierers liegt die über den
Spannungsteiler R1/R2 geteilte Netzspannung an. Damit ist
gewährleistet, dass der dem Netz entnommene Strom proportional
zur momentanen Netzspannung ist und sich die Schaltung wie ein
ohmscher Widerstand verhält. Damit nur soviel Strom fließt
wie benötigt wird, um die Ausgangsspannung aufrecht zu erhalten,
ist noch ein Regler erforderlich. Der Regelverstärker Op 1 vergleicht
die mit R4/R5 heruntergeteilte Ausgangsspannung
mit einer Referenzspannung,
z.B. 2,5 Volt. Der
Verstärker ist integrierend, damit sich die
Ausgangsspannung nur langsam ändert. Dies ist nötig, damit
sich am Ausgang von Op 1 eine einigermaßen stabile Spannung
einstellen kann, trotz der immer noch vorhandenen
100-Hz-Brummspannung an C 2.
Die Höhe der
Ausgangsspannung von Op 1 und damit auch der entnommene Netzstrom
regelt sich so über die Höhe der Ausgangsspannung. Da die
Regelung bei geringer Last leicht instabil werden kann und durch
den Integrationskondensator C
3 recht träge
ist, sollte noch ein Überspannungsschutz für
die Ausgangsspannung eingebaut werden, der den Transistor bei
Überspannung sofort abschaltet.
Wenn die
Leistungsreserve des Wandlers genügend groß ist, kann er
auch mit Netzspannungen ab ca. 100 Volt betrieben werden. Die
Leistungsfaktorkorrektur wird daher auch gerne zur
Spannungsanpassung von Weitbereichsnetzteilen
(mit)benutzt. Insgesamt ist der Aufwand der Schaltung so hoch,
dass es kaum noch Sinn macht, sie diskret aufzubauen. Schaltungen zur
Leistungsfaktorkorrektur werden deshalb eigentlich immer mit
speziellen PFC-Controller-ICs aufgebaut. Leider ist in diesem Bereich
noch keine Standardisierung erkennbar. Viele große Hersteller
haben solche Controller-ICs im Programm. Diese sind aber leider
untereinander nicht kompatibel. Um sich über aktuelle
Typen und Schaltbeispiele zu informieren empfehle ich deshalb
die Internetseiten der großen Halbleiterhersteller.
Bild 12.2 B Blockschaltbild einer vereinfachten Leistungsfaktorkorrektur
Glücklicherweise
lassen sich die PFC-Controller,
die ja auch nicht immer
ganz billig sind und den Netzteilhersteller u.U. von einzelnen
Halbleiterherstellern abhängig machen, trickreich umgehen; es geht
nämlich auch
einfacher. Man kann den Schalttransistor einfach für eine
konstante Zeit einschalten. Nach dem Zusammenbruch der
Induktionsspannung in der
Speicherdrossel sorgt der Nulldurchgangsdetektor Comp 1 für
die Triggerung des Monoflops,
das den Transistor
für eine bestimmte Zeit einschaltet. Genau wie bei der zuvor
beschriebenen „konventionellen“ Leistungsfaktorkorrektur
ist auch in diesem Fall der Drosselstrom bei null beginnend lückenlos
und dreieckförmig. Da die Einschaltdauer konstant ist, liegt die
Netzspannung über eine konstante Zeit an der Speicherdrossel an.
Die Anstiegsgeschwindigkeit des Drosselstromes ist aber proportional
zur anliegenden Spannung. Bei konstanter Einschaltdauer bedeutet das,
dass der Spitzenstrom und damit auch der dem Netz entnommene Strom
proportional zum Momentanwert der Netzspannung ist. Eine Messung der
Netzspannung und des Drosselstroms entfällt. In Bild 12.2 B ist
zu sehen, wie sich die Schaltung dadurch erheblich vereinfacht hat.
Ein weiterer
wesentlicher Vorteil der vereinfachten Leistungsfaktorkorrektur ist
auch der Wegfall des Multiplizierers, was den Aufbau mit
Standardbauteilen erheblich vereinfacht. Um den Eingangsstrom zu
verstellen, muss nur die Einschaltdauer des Monoflops verändert
werden, was mit einer Steuerspannung relativ einfach machbar ist. Der
Regelverstärker, der identisch mit der letzten Version ist,
vergleicht die Ist- mit der Sollspannung und regelt so über die
Impulsbreite des Monoflops den Eingangsstrom und die
Ausgangsspannung. Ein solcher Wandler lässt sich schon ganz gut
mit Standardbauteilen aufbauen. Zunächst muss einer
Leistungsfaktorkorrektur ein Entstörfilter und ein
Gleichrichter vorgeschaltet werden. Da bei einem Aufwärtswandler
die Ausgangsspannung nie kleiner werden kann als die
Eingangsspannung, ergibt sich, wie auch bei normalen
Gleichrichterschaltungen mit Siebelko, das Problem der
Einschaltstrombegrenzung für die Aufladung des Ausgangselkos.
Bei kleineren Netzteilen reicht dafür meistens ein NTC wie in
Bild 12.2 C rechts zu sehen ist. Für größere
Netzteile ist es sinnvoll, die etwas aufwendigere Schaltung links im
Bild zu verwenden. Sie beinhaltet eine Ladestrombegrenzung für
den Ausgangselko und eine Schutzschaltung. Um den Ausgangselko
aufzuladen, muss der Strom zunächst vom Gleichrichter über
R 12, T 6 und T 7 fließen. Zur Ansteuerung von T 6 und T 7 wird
in C 2 eine Hilfsspannung erzeugt, die von ZD 1
auf 12 Volt stabilisiert wird. Die Hilfsspannung wird über die
Widerstände R 1, R 2 und D 1 von der ungesiebten
Netzgleichspannung versorgt. Damit die Lebenserwartung der
Widerstände nicht zu sehr leidet, wurden R 1 und R 2 in
Serie geschaltet. Würde man nur einen einzigen Widerstand
nehmen, würde dort permanent die Netzgleichspannung anliegen,
was bei normalen Widerständen häufig zum Ausfall führt.
Bild 12.2 C Gleichrichter für Leistungsfaktorkorrektur mit und ohne Schutzschaltung
Da nach dem
Einschalten eine erhebliche Spannungsdifferenz an T 6 abfällt,
wird die Thyristor-Nachbildung T4/T5 über R
9 gezündet und schließt die Gatespannung von T 7 kurz, so
dass dieser gesperrt bleibt. Über R 6 liegt am Gate von T 6 die
Hilfsspannung an. Der Drainstrom von T 6 verursacht einen
Spannungsabfall an R 11, der das Sourcepotential von T 6 soweit
anhebt, dass der Strom durch R 11 auf ca. 200 mA begrenzt wird. Die
Verlustleistung in T 6 liegt dann deutlich unter 100 Watt und es
besteht keine Gefahr der Überlastung während der Ladephase
des Ausgangselkos. Sinkt die Spannung an T 6 unter etwa 30 Volt,
reicht die Basisspannung an T 5 nicht mehr zum Durchschalten aus und
die Thyristor-Nachbildung T4/T5 sperrt wieder. Damit kann sich auch
das Gate von T 7 über R 4 auf 12 Volt aufladen, sodass T7 voll
durchschaltet und damit R 11 kurzschließt. Danach liegt an T 6
die volle Gate-Source-Spannung von 12 Volt an und es findet keine
Strombegrenzung mehr statt. Erst wenn der Strom über ca. 10
Ampere ansteigt, wird der Spannungsabfall an R 12 so hoch, dass T4/T5
zünden und T 7 wieder sperrt. Sobald der Ausgangselko mit dem
Scheitelwert der Netzspannung aufgeladen wurde, ist der Strom durch R
20 und die Spannung an T 6 zu niedrig um T4/T5 zu zünden. Im
Normalbetrieb bleiben deshalb T 6 und T 7 voll durchgeschaltet. Wenn
sich der Ausgangselko aufgrund einer Überlastung oder eines
primärseitigen Kurzschlusses nicht aufladen kann, bleibt auch
die Spannung von T 6 so hoch, dass T4/T5 durchgeschaltet bleiben und
nur der begrenzte Ladestrom von etwa 200 mA fließen kann.
Bleibt dieser Zustand deutlich länger als eine Sekunde bestehen,
kann sich C 3 über R 7 soweit aufladen, dass die andere
Thyristor-Nachbildung T2/T3 zündet und die Gatespannung beider
MOSFETs endgültig kurzschließt. Da T2/T3 einen geringen
Haltestrom haben, reicht der Strom durch R 10 zum permanenten
Durchschalten aus. Ein erneuter Start des Wandlers ist erst nach
einer Unterbrechung der Netzspannung möglich. Die Diode D 2
begrenzt die Induktionsspannung, die bei der Stromunterbrechung in
der Speicherdrossel der Leistungsfaktorkorrektur entsteht.
Ein weiterer
Vorteil der Strombegrenzung ist, dass auch im Einschaltmoment nie
wesentlich mehr Strom fließt als im Normalbetrieb. Die
Schaltung lässt sich daher gut mit einer flinken Feinsicherung
absichern, die auch nicht mehr überdimensioniert werden muss.
Die in Bild
12.2 C links gezeigte Schaltung ist mit den angegebenen Werten für
Leistungen bis ca. 1 kW zu gebrauchen. Prinzipiell lassen sich
damit aber auch wesentlich höhere Leistungen erzielen.
Dazu müssen nur die Bauteile im Leistungskreis entsprechend
verstärkt, C 1 vergrößert, R 11 und R 12 verkleinert
werden. Zu beachten ist, dass diese elektronische
Ladestrombegrenzung nicht
unter Volllast
funktioniert. Der Gleichstromverbraucher am Ausgangselko der
Leistungsfaktorkorrektur darf erst die volle Leistung
entnehmen, wenn der Elko in etwa die Sollspannung von in diesem
Fall 380 Volt erreicht hat. Das lässt sich z.B. erreichen, indem
man im eigentlichen Wandler eine zeitliche Einschaltverzögerung wie
Softstart oder einen Unterspannungsdetektor einbaut, der den Wandler
erst startet, wenn eine bestimmte
Mindestspannung am Ausgangselko erreicht ist. Eine volllasttaugliche
elektronische Ladestrombegrenzung ist zwar auch möglich, aber
wesentlich aufwendiger.
Bild 12.2 D Vereinfachte Leistungsfaktorkorrektur mit Standardbauteilen
In Bild 12.2
D ist die Schaltung der eigentlichen Leistungsfaktorkorrektur zu
sehen. Die Steuerschaltung sieht auf den ersten Blick recht
aufwendig aus. Da es sich aber, von den wenigen Leistungsbauteilen
abgesehen, nur um Kleinsignalelektronik handelt, lässt sich die
Steuerelektronik sehr kompakt aufbauen. Zunächst muss die
Schaltung mit einer Betriebsspannung von etwa 12 Volt versorgt
werden. Da die Betriebsspannung im Normalbetrieb aus der
Hilfswicklung der Speicherdrossel entnommen werden kann, wird
eine Anlaufschaltung benötigt.
Nachdem die
Netzspannung anliegt, wird der Elko C 1 über den
Anlaufwiderstand R 1 langsam
aufgeladen. Da T 1
und T 2 zunächst sperren, wird C 1 nicht belastet und kann sich
ungehindert aufladen. Über R 4 und R 5 fließt nur ein
geringer Strom, sodass sich am Elko C 2 keine nennenswerte Spannung
aufbaut. An der Basis von T 2 also etwa die halbe Ladespannung
von C 1 an. Die Zenerdiode ZD 1 sorgt dafür, dass T 2 erst zu
leiten beginnt, wenn an seiner Basis etwa 9 Volt anliegt. Das
entspricht einer Ladespannung von etwa 18 Volt an C 1. Sobald ein
genügend hoher Kollektorstrom in T 2 fließt, schaltet auch
T 1 durch und lässt die Spannung an C 2 steigen. Das erhöht
über die Mitkopplung (R 5)
wiederum die
Basisspannung von T 2. Auf diese Weise werden T 1 und T 2 bei
Erreichen der minimalen Ladespannung von ca. 18 Volt an C 1
schlagartig durchgeschaltet und an C 2 liegt ebenfalls etwa 18 Volt
an. Da jetzt sowohl R 4 als auch R 5 an der vollen Betriebsspannung
liegen, kann T 2 und auch T 1 erst wieder sperren, wenn diese auf
etwa 9 Volt gesunken ist. Bevor dies allerdings geschieht, läuft
der Wandler an und versorgt den Elko C 1 über die
Gleichrichterdiode D 1 mit ausreichend hoher Betriebsspannung.
Damit die Steuerelektronik definierte Eigenschaften hat, wird
die Spannung noch mit einem integrierten Längsregler auf 12 Volt
stabilisiert.
Der
Schalttransistor wird über drei Baugruppen gesteuert: Die beiden
integrierten Komparatoren des LM 393 und das Monoflop T4/T5. Alle
drei haben einen Open-Kollektor-Ausgang und sind so verschaltet, dass
T 8 sperrt, sobald mindestens eine der drei Baugruppen eine logische
null ausgibt. Nach dem Aufbau der Betriebsspannung geben alle drei
eine logische Eins aus und T 8 schaltet voll durch. Der
Nulldurchgangsdetektor (Pin 1-3) bekommt über die Hilfswicklung
der Speicherdrossel zunächst keine Eingangsspannung an Pin
2. Der nicht invertierende Eingang (Pin 3) wird über R 7 und R 8
auf etwa 24 mV vorgespannt, was zu einer logischen Eins am Ausgang
führt. Der zweite Komparator liegt mit seinem nicht
invertierenden Eingang (Pin 5) am Ausgang des Regelverstärkers,
der aus einem TL 431 besteht
und, da die
Sollspannung am Ausgang noch nicht erreicht ist, seine maximale
Ausgangsspannung von ca. 10 Volt abgibt. Am invertierenden Eingang
(Pin 6) liegt das RC-Zeitglied R16/C5. C 5 lädt
sich über R16 auf und irgendwann übersteigt die
Spannung an Pin 6 die Spannung an Pin 5 und der Komparatorausgang
(Pin 7) wechselt auf logisch null. Bevor der Ausgang jedoch
tatsächlich auf null wechseln kann, wird C 5 über ZD 4 und
D 4 sofort wieder ein bisschen entladen, sodass die Ausgangsspannung
nicht wesentlich unter 7 Volt sinken kann. Auch die dritte Baugruppe,
das Monoflop T4/T5, gibt im Normalfall eine logische Eins aus.
Allerdings wird es beim Absinken der Ausgangsspannung der
Komparatoren getriggert und geht für mindestens 1µs
auf logisch null und sperrt so T 8. Ist T 8 erst einmal gesperrt,
wird in der Speicherdrossel, also auch in der Hilfswicklung, eine
Spannung induziert, sofern vorher ein Strom geflossen ist. Die
Induktionsspannung gelangt über R 6 an den invertierenden
Eingang des Nulldurchgangsdetektors
und hat
positives Vorzeichen, wenn T 8 sperrt. Die Dioden D 2 und D 3 am
Eingang des Komparators begrenzen die Spannung auf ungefährliche
Werte. Für D 2 muss eine Schottky-Diode verwendet werden, damit die
Eingangsspannung nicht zu negativ wird.
Andernfalls ist eine einwandfreie Funktion des Komparators nicht
mehr gewährleistet. Die Induktionsspannung legt den Ausgang des
Komparators
auf logisch
null. In dieser Zeit kann sich dann C5 auf ca. 4 Volt entladen. Genau
wie beim selbstschwingenden Sperrwandler wird auch bei der
Leistungsfaktorkorrektur der nächste Einschaltimpuls durch
den Nulldurchgang an der Hilfswicklung auf der Speicherdrossel
initiiert. Wenn der Drosselstrom abgeklungen ist, bricht die
Induktionsspannung zusammen, und die Spannung an Pin 2
unterschreitet die Spannung an Pin 3 des Komparators. Damit geht
der Komparatorausgang auf logisch Eins und schaltet T 8 wieder durch.
Jetzt kann sich C 5 ungehindert aufladen, bis seine Spannung die
Ausgangsspannung des Regelverstärkers überschreitet
und die nächste Sperrphase von T 8 einleitet. Das Monoflop T4/T5
sorgt dafür, dass eine Sperrphase mindestens 1 µs andauert
und stellt so sicher, dass C 5 auf seinen Startwert entladen wird, um
eine saubere Sperrphase zu generieren. Da die Ladekurve von C 5 nur
durch die Bauteile bestimmt wird, ist die Einschaltdauer von T 8 nur
noch von der Ausgangsspannung des Regelverstärkers
abhängig. Wenn die Regelung noch nicht eingesetzt hat, ist die
Ausgangsspannung des Regelverstärkers und die Einschaltdauer
maximal. Die Speicherdrossel muss so dimensioniert sein, dass sie bei
maximaler Eingangsspannung (ca. 350 Volt) und Einschaltdauer (ca. 10
µs) nicht in die Sättigung geraten kann. Da es u.U.
schwierig ist, dies zu gewährleisten, wurde noch eine
Strombegrenzung eingefügt, die auf den maximalen Drosselstrom
anspricht. R 22 ist so dimensioniert, dass dort beim maximalen
Drosselstrom (hier ca. 12 Ampere) etwa 0,6 Volt abfallen. Diese
Spannung gelangt über das RC-Glied R21/C9 auf den Emitter von T
4. Bei einer Emitterspannung von T 4 ab ca. 0,6 Volt kann T 5 nicht
mehr gesperrt werden, sodass dieser die Gatespannung von T 8
abschaltet.
Der
Regelverstärker besteht aus einem TL 431 und wirkt durch die
Gegenkopplung mit C 4
integrierend. Dadurch
wird die Regelung so träge, dass sie die Restbrummspannung auf
dem Ausgangselko weitgehend ausmittelt. Der Spannungsteiler R
11, R 12 und R 13 ist so dimensioniert, dass die Ausgangsspannung von
ca. 380 Volt auf 2,5 Volt heruntergeteilt wird. Für R11, R 12
und R 13 sollten auf jeden Fall Metallfilmwiderstände mit 1 %
Toleranz verwendet werden. Da die Regelung recht träge ist,
wurde noch ein Überspannnungsschutz eingebaut. Wenn die
Ausgangsspannung über 400 Volt ansteigt, werden die
Hochvolt-Zenerdioden ZD 2 und ZD 3 leitend und schalten T 3 durch.
Dieser schließt die Ausgangsspannung des Regelverstärkers
sofort kurz, was zu einer Abschaltung von T 8 führt. Diese
Schnellabschaltung schützt vor allem den teuren Ausgangselko
C 10 vor kurzen Spannungsspitzen, die wegen der sehr knappen
Dimensionierung leicht zu dessen Zerstörung führen können.
Um eine ausreichende Spannungsfestigkeit auch bei höheren
Betriebstemperaturen zu gewährleisten, sollte C10 daher auch für
105°C ausgelegt sein. Bei Verwendung eines 450-Volt-Elkos
für C 10 kann die Ausgangsspannung auf ca. 400 Volt erhöht
werden. Dazu können R 11 und/oder R12 auf 820 kΩ erhöht werden und zu
ZD2/ZD3 muss noch eine weitere Z-Diode mit
etwa 30 Volt in Serie geschaltet werden.