Bild 13.4 A Selbstschwingender Rechteck-Wechselrichter
Nach dem
Einschalten bekommen die Transistoren einen Basisstrom über R 2,
der den Wandler anlaufen lässt. Man könnte das auch als
Schutzschaltung benutzen. Dazu wird R 2 über einen Taster
geschaltet, sodass der Wandler nur auf Knopfdruck anläuft. Bei
Überlastung setzt die Schwingung aus und der Wandler muss
neu gestartet werden.
Der jeweils
eingeschaltete Transistor bekommt im Normalbetrieb seinen Basisstrom
über die Rückkopplungswicklung. Der Basisstrom wird von R 2
auf 1-2 Ampere begrenzt. Erst wenn der Netztrafo in die Sättigung
gerät, bricht die Induktionsspannung in der
Rückkopplungswicklung zusammen und die Transistoren schalten um.
Durch die Streuinduktivität des Trafos kann es dabei zu
Spannungsspitzen an den Kollektoren kommen. Der Kondensator C 2 fängt
diese Spitzen weitgehend ab. Die maximale Wandlerleistung hängt
neben der Trafogröße auch von den Transistoren und R 2 ab.
R 2 bestimmt den Basisstrom der Transistoren und damit auch den
maximalen Kollektorstrom. Bei Überlastung kommen die
Transistoren aufgrund des zu hohen Kollektorstromes noch vor Eintritt
der Kernsättigung in die eigene Sättigung. Die
Leistungsgrenze lässt sich durch stärkere Transistoren
und/oder einen größeren Basisstrom erhöhen. Ein
Nachteil des selbstschwingenden Wechselrichters ist, dass er bereits
bei kurzzeitigen Überlastungen aussetzt. Da kann es schon
schwierig sein, eine normale Glühbirne anzuschließen, die
aufgrund ihres niedrigen Kaltwiderstandes den Wandler sofort
abwürgt.
Ein weiterer
Nachteil von Rechteck-Wechselrichtern besteht darin, dass Effektiv-
und Spitzenspannung übereinstimmen. Bei vielen Verbrauchern
ist das unkritisch. Werden jedoch Geräte mit
Gleichrichterschaltungen an einem Rechteck-Wechselrichter betrieben,
laden sich die Siebelkos immer nur bis auf den Effektivwert auf,
was u.U. zu Funktionsstörungen führen kann. Die
Gleichrichterschaltungen netzbetriebener Geräte sind oft so
ausgelegt, dass sich der Siebelko auf den Spitzenwert einer
sinusförmigen Spannung aufladen muss, der ja bekanntlich um den
Faktor 1,41 über dem Effektivwert liegt. Ein Netzsiebelko würde
sich z.B. nur auf 230 statt 325 Volt aufladen. Aus diesem Grund
arbeiten neuere einfache Wechselrichter mit einer angenäherten
Sinuskurve. Diese hat mit einer echten Sinuskurve zwar nicht so
viel zu tun, jedoch gibt es eine wesentliche Gemeinsamkeit: Auch
bei der angenäherten Sinuskurve liegt der Spitzenwert der
Spannung um den Faktor 1,41 über dem Effektivwert. Die
angenäherte Sinusform ist nichts anderes als eine
Rechteckschwingung mit Totzeit. In Bild 13.4 B sind echte und
angenäherte Sinusform mit gleichem Effektiv- und Spitzenwert so
übereinandergelegt, dass man ihre Beziehung zueinander gut
erkennen kann.
Bild 13.4 B Vergleich von echter und angenäherter Sinusform
Zunächst sieht man, was ja Bedingung sein sollte, dass die Spitzenwerte genau übereinstimmen. Weiterhin erkennt man, dass ein Rechteckimpuls genau eine viertel Periode dauert. Das ist natürlich kein Zufall. Wenn im Scheitelpunkt einer Sinusspannung die Spannung um √2 über dem Effektivwert liegt, ist die Leistungsaufnahme eines ohmschen Verbrauchers in diesem Moment um den Faktor 2 über der effektiven und mittleren Leistungsaufnahme. Um beim Anlegen der Spitzenspannung an den Verbraucher trotzdem nur auf die einfache Leistung zu kommen, muss ich dafür sorgen, dass die Spitzenspannung genau die Hälfte der Zeit, also immer nur eine viertel Periode pro Halbwelle eingeschaltet bleibt. Ein entsprechendes Steuersignal für die Leistungstransistoren lässt sich relativ einfach erzeugen. In Bild 13.4 C ist ein besonders einfach aufgebauter 50-Hz-Wechselrichter zu sehen. Der CD 4060 lässt sich als Quarzoszillator beschalten und enthält eine 14-stufige Frequenzteilerkette. Mit dem angegebenen Standardquarz mit einer Frequenz von 3,2678 Mhz steht an Pin 3 eine Frequenz von genau 200 Hz zur Verfügung. Diese wird mit dem Johnson-Zähler CD 4017 noch einmal durch vier geteilt. An den Ausgängen Q 1 und Q 3 stehen dann die benötigten Einschaltimpulse für die Leistungstransistoren zur Verfügung. Wegen der niedrigen Schaltfrequenz lassen sich die MOSFETs ohne Treiber direkt vom CD 4017 ansteuern. Die Schaltung ist für eine Eingangsspannung von 12 Volt ausgelegt. Die Doppeldiode D4/D5 wirkt als Mittelpunktgleichrichter und richtet die Primärspannung des Trafos gleich. Damit die Ausgangsspannung während der Totzeit definiert ist, wird der Trafo, bzw. die Primärspule in dieser Zeit vom Transistor T 2 kurzgeschlossen. T 2 wird von T 1 angesteuert, der genau dann sperrt, wenn weder T 3 noch T4 durchgeschaltet sind (Totzeit). Wenn T 1 sperrt, steigt seine Kollektorspannung aufgrund des durch R 5 fließenden Stromes auf rund 12 Volt an. Diese Spannung wird über C 4 auf das Gate von T 2 eingekoppelt. D 3 sorgt dafür, dass sich die Gatespannung für T 2 zur Betriebsspannung addiert. Diese Maßnahme ist nötig, da das Sourcepotential von T 2 auf 12 Volt liegt und rund 24 Volt Gatespannung zum Durchschalten von T 2 benötigt werden. Die Belastung von D 4, D 5 und T 2 ist im Normalfall eher gering und steigt erst bei hoher induktiver oder kapazitiver Blindlast
Bild 13.4 C Einfacher quarzstabilisierter Wechselrichter mit angenäherter Sinusform
Mit den
angegebenen Transistoren IRF 1404 kann man bei 12 Volt
Eingangsspannung und ausreichender Kühlung
Ausgangsleistungen bis etwa 600 VA erreichen. Höhere Leistungen
sind bei Betriebsspannungen von 12 Volt nicht praktikabel, da der
Betriebsstrom sonst sehr groß werden würde und man bei
höheren Leistungen ohnehin Wechselrichter mit sinusförmiger
Ausgangsspannung bevorzugt. Durch Parallelschaltung weiterer
MOSFETs können im Prinzip auch höhere Leistungen abgegeben
werden. Sinnvollerweise arbeitet man bei höheren Leistungen auch
mit höheren Betriebsspannungen, wie z.B. 24 Volt. Dabei
wird die maximale Drain-Source-Spannung des IRF 1404 überschritten.
In diesem Fall kann man für T 3 und T 4 z.B. den etwas stärkeren
75-Volt-Typ IRFP 2907 verwenden und die Spannung der Zenerdiode ZD
auf etwa 39 Volt erhöhen.
Für den
Trafo kann ein normaler 50-Hz-Netztrafo verwendet werden. Die
Spannung auf der Niedervoltseite muss bei 12 Volt
Eingangsspannung etwa 2x 7,5 Volt betragen. Die Ausgangsspannung
ist nur über die Eingangsspannung und das Übersetzungsverhältnis
des Trafos bestimmt. Darüber hinaus verursachen die Verluste in
Trafo Transistoren und Zuleitungen einen lastabhängigen
Einbruch der Ausgangsspannung. Für die meisten Verbraucher
sollte das aber kein Problem sein.
Soll der
Wechselrichter mit 24 Volt betrieben werden, muss ein
12-V-Spannungsregler die Versorgungsspannung für die
CMOS-Bausteine erzeugen. Wegen der hohen Stromaufnahme des
Wechselrichters bei Volllast kann es schwierig sein, einen
Schalter zwischen Akku und Wechselrichter einzubauen. Deshalb kann
der Akku dauerhaft an den Wechselrichter angeschlossen bleiben und
mit einer Steuerleitung ein- und ausgeschaltet werden. Liegt die
ON/OFF-Leitung auf 12 Volt, wird der Quarzoszillator stillgelegt und
der Johnson-Zähler zurückgesetzt, sodass beide
Leistungstransistoren sperren. Die Stromaufnahme des
Wechselrichters liegt dann im µA-Bereich und ist
vernachlässigbar gering gegenüber der Selbstentladung der
Akkus.
Der
Wechselrichter ist grundsätzlich nicht für große
kapazitive Blindlasten geeignet, da sonst beim Umladen der
Kapazitäten hohe Verluste in den Schalttransistoren T 2, T 3 und
T 4 entstehen würden. Induktive Blindlasten sind dagegen
weniger problematisch. Die in der induktiven Last gespeicherte
Energie wird nach dem Umschalten der Polarität wieder in den
Akku zurückgespeist.
Die Akkus
können theoretisch direkt über den Netztrafo aufgeladen
werden. Dazu ist aber ein etwas niedrigeres Übersetzungsverhältnis
des Trafos nötig. Wenn die Steuerelektronik abgeschaltet
ist, würden die Inversdioden der MOSFETs als Ladegleichrichter
dienen.
Wechselrichter
größerer Leistung arbeiten normalerweise mit sinusförmiger
Ausgangsspannung. Diese möchte ich hier jedoch nicht
mehr behandeln. Um sinusförmige Ausgangsspannungen zu erhalten
gibt es prinzipiell mehrere Möglichkeiten, die ich zumindest
aufzählen will:
1. Mit einem 50-Hz-Trafo
Um keine
Streufeldentsorgungsprobleme zu bekommen, wird die Primärspule
mit einer Vollbrücke angesteuert. Statt die Transistoren einfach
nur mit einem 50-Hz-Rechtecksignal anzusteuern, werden sie mit einem
hochfrequenten PWM-Signal sinusförmig moduliert. Die
Streuinduktivität des Trafos und ein Entstörfilter mit
großem Kondensator hinter dem Trafo reichen dann aus um die
hochfrequente Schaltfrequenz vollständig auszufiltern.
Eine andere
Möglichkeit wäre es, die Betriebsspannung der Vollbrücke
mit einem Abwärtswandler sinusförmig zu modulieren, während
die Vollbrücke nur im 50-Hz-Takt umschaltet. Vorteil wäre
eine einfachere Entstörung, da am Trafo keine Hochfrequenz mehr
anliegt. Nachteil ist allerdings der höhere Aufwand und evtl.
schlechtere Wirkungsgrad, da im Prinzip zwei Wandler
hintereinandergeschaltet sind.
2. Ohne 50-Hz-Trafo
Mit einem gewöhnlichen Flusswandler mit hoher Schaltfrequenz kann man zunächst eine symmetrische Gleichspannung von z.B. ± 400 Volt erzeugen. Eine IGBTs-Halbbrücke erzeugt dann ein sinusförmig moduliertes PWM-Signal. Hinter einem LC-Tiefpass steht schließlich die sinusförmige 50-Hz-Wechselspannung zur Verfügung. Der Aufwand lohnt aber auch nur, wenn es auf Gewichtseinsparung ankommt. Bei einem Aggregat mit eingebauten Akkus fällt ein 50-Hz-Trafos buchstäblich nicht mehr so sehr ins Gewicht.