Wie der Name bereits vermuten lässt, wird beim Flusswandler die Energie nicht im Trafo zwischengespeichert, sondern bereits während der Flussphase direkt von der Primär- auf die Sekundärspule übertragen. Das ist das gleiche Prinzip, wie es bereits von den 50-Hz-Trafos her bekannt ist. Der Flusswandler hat im Wesentlichen drei Vorteile:
8.1 Ungeregelte
Eintakt-Flusswandler
Der
Eintakt-Flusswandler wird vorwiegend dort eingesetzt, wo mit
minimalem Aufwand potentialfreie Hilfsspannungen erzeugt werden
sollen. Da es sich meistens um kleinere Betriebsspannungen
handelt, ist der Aufbau unkritisch und ein elektronischer
Überlastungsschutz nicht erforderlich.
Bild 8.1 A Fluss und Sperrphase beim Eintakt-Flusswandler
Die
Wandlerphasen in Bild 8.1 A sind auf den ersten Blick denen des
Sperrwandlers in Bild 7 A sehr ähnlich. Allerdings arbeiten
die beiden Schalter jetzt
synchron. Entweder es fließt ein Strom durch Primär- und
Sekundärspule oder es fließt überhaupt kein Strom im
Trafo. Außerdem ist jetzt zu beachten, dass die Polarität
der Spulen zueinander vertauscht ist. Genau wie beim Sperrwandler
entsteht auch beim Eintakt-Flusswandler ein unerwünschtes
Streufeld, das mit einem geeigneten Dämpfungsglied
primärseitig entsorgt werden muss. Zusätzlich zum Streufeld
muss beim Flusswandler aber noch die im Kern gespeicherte Energie
entsorgt werden. Durch Vermeidung eines Luftspaltes und
Verwendung von hochpermeablen Werkstoffen (Weicheisen oder Ferrit)
kann diese Energie aber minimiert werden.
Ein
Flusswandler kann selbstschwingend oder mit einer Festfrequenz
betrieben werden. Beim selbstschwingenden Wandler kann das Ende der
Flussphase nicht von der Höhe des Primärstromes gesteuert
werden, da dieser direkt lastabhängig ist. Bei kleinen Wandlern
ist es üblich, den Trafo einfach in die Sättigung zu
fahren. Da ein Flusswandlertrafo i.d.R. keinen Luftspalt besitzt, ist
dessen Induktivität sehr groß und es fließt bis
kurz vor der Sättigung nur ein
geringer
Primärstrom. Der schnelle Stromanstieg führt dann auch zur
Sättigung des Schalttransistors und leitet die Sperrphase
ein.
Bild 8.1 B Ungeregelte selbstschwingender Flusswandler für kleine Leistungen
Auf den
ersten Blick ist in Bild 8.1 B kein Unterschied zu den Sperrwandlern
aus Bild 7.1 B zu sehen.
Der wesentliche Unterschied verbirgt sich im Trafo. Erstens ist die
Sekundärspule anders gepolt und zweitens hat der Trafokern
keinen Luftspalt. Die Spulen können im Prinzip unverändert
bleiben. Im Gegensatz zu den fast baugleichen Sperrwandlern ist bei
diesen Flusswandlern die Ausgangsspannung relativ laststabil, auch im
Leerlauf. Gleichzeitig erhöht auch eine sekundärseitige
Belastung die primärseitige Leistungsaufnahme. Der Wandler nimmt
auch ohne Regelung nur soviel Leistung auf, wie er gerade braucht um
die Ausgangsspannung aufrecht zu erhalten. Mit diesen Wandlern lassen
sich Ausgangsleistungen um die 8 Watt und ein Wirkungsgrad von ca. 80
% erreichen.
Auch mit
einem MOSFET lässt sich ein selbstschwingender Flusswandler
aufbauen. Dieser ist dann weitgehend identisch mit dem geregelten
Sperrwandler aus Bild 7.2 B,
wobei die Regelung entfällt.
Bild 8.1 C Selbstschwingender Flusswandler mit MOSFET
Wie man in
Bild 8.1 C sieht, ist der Wandler sehr einfach aufgebaut. Eine
Zenerdiode begrenzt die Gate-Source-Spannung auf 5,6 Volt, damit der
FET ein einigermaßen definiertes Sättigungsverhalten
aufweist. Wenn der Trafokern am Ende der Flussphase in die Sättigung
gerät, kann daher die Drain-Source-Spannung ansteigen und die
Sperrphase initiiert werden. Mit diesem Wandler lassen sich rund 80
Watt Ausgangsleistung bei einem Wirkungsgrad von 70-80 % erzielen.
Natürlich
kann man den Eintakt-Flusswandler auch mit einer
festen Frequenz betreiben. Dazu benötigt man einen
Taktgeber, für den sich der NE 555 anbietet. In Bild 8.1 D habe
ich einen solchen Wandler aufgezeichnet. Der Taktgeber ist
direkt aus Bild 5.1 B
übernommen und erzeugt eine symmetrische Rechteckspannung.
Der Wandler arbeitet also mit einem festen Tastverhältnis
von ca. 50 %.
Bild 8.1 D Ungeregelter Festfrequenz-Flusswandler für kleine Betriebsspannungen
Mit diesem Wandler können Leistungen bis etwa 100 Watt gewandelt werden, allerdings würde ich bei Leistungen über 50 Watt einen Gegentaktwandler aus Kapitel 8.3 empfehlen.
8.2 Geregelte
Eintakt-Flusswandler
Um einen
Flusswandler regelbar machen zu können, ist noch eine
zusätzliche Speicherdrossel nötig. Der Aufwand lohnt
eigentlich nur bei höheren Leistungen, z.B. in Schaltnetzteilen.
Bild 8.2 A Fluss- und Sperrphase beim regelbaren Eintakt-Flusswandler
Der
regelbare Eintakt Flusswandler arbeitet ähnlich wie ein
Step-Down-Wandler. In Bild 8.2 A sind die Phasen des Wandlers
aufgezeigt. Während der Flussphase wird die ungeregelte
Sekundärspannung über eine Speicherdrossel auf die
Ausgangsspannung geschaltet. Da die Sekundärspannung
wesentlich höher ist als die Ausgangsspannung, wird die Drossel
dabei „aufgeladen“. Während der Sperrphase wird
die Drossel vom Trafo getrennt und stattdessen mit dem Minuspol der
Ausgangsspannung verbunden, sodass sie ihre gespeicherte Energie
wieder auf den Ausgang geben kann. Genau wie auch beim
Step-Down-Wandler wird dann die Ausgangsspannung durch das
Tastverhältnis und die Höhe
der
Sekundärspannung bestimmt. Da man dem Trafo min. 50 % der
Periodendauer zum Entmagnetisieren zugestehen sollte, liegt die obere
Grenze der Einschaltdauer bei 50 %, d.h., die Sekundärspannung
muss mindestens doppelt so groß sein wie die vorgesehene
Ausgangsspannung. Um noch Regelreserven zu haben, sollte man aber
mindestens den Faktor 3 einkalkulieren.
Günstigerweise
können die beiden sekundärseitigen Schalter wieder durch
Dioden ersetzt werden, sodass die Steuerung der Ausgangsspannung über
die Einschaltdauer des primärseitigen Schalters möglich
ist.
Da geregelte
Eintakt-Flusswandler heutzutage nicht mehr so häufig eingesetzt
werden, gibt es dafür auch keine Standard-Steuer-ICs. Allerdings
können ICs für Sperrwandler oder normale PWM-Regler-ICs
eingesetzt werden. Üblicherweise verwendet man ICs, die bereits
eine eingebaute Pulsbreitenbegrenzung von 50 %
haben. Verwendbar wäre z.B. der UC 3844.
Dieser ist nicht so verbreitet wie der 3842, ist aber weitgehend
identisch mit diesem.
Bild 8.2 B Geregeltes Eintakt-Flusswandler-Netzteil
Der 3844
enthält zusätzlich noch ein Flipflop, das bei jedem zweiten
Oszillatortakt das Steuersignal für den Schalttransistor
unterdrückt. Die Schaltfrequenz ist dementsprechend nur die
halbe Oszillatorfrequenz (Pin 4). Die einfachste Form eines
Eintakt-Flusswandler-Netzteiles habe ich in Bild 8.2 B
aufgezeichnet. Damit der 3844 im PWM-Modus arbeiten kann, bekommt er an
Pin 3 eine „künstlich“
erzeugte Rampenspannung, die dem Oszillator an Pin 4 entnommen
und mit dem Emitterfolger T1 hochohmig ausgekoppelt wird. R 4 und R 5
teilen die Oszillatorspannung auf die an Pin 3 übliche Amplitude
herunter. Die Einschaltdauer kann dann zwischen 0 und fast 50 %
liegen. Genau wie der 3842 hat auch der 3844 eine Anlaufschaltung,
die alle internen Funktionen des IC abschaltet, damit sich C 7 über
R 1 ungestört bis auf die Startspannung von ca. 16 Volt aufladen
kann. Während man Sperrwandler üblicherweise mit
Maximalleistung anfährt, was der 3844 auch tun würde,
sollte man beim Flusswandler etwas vorsichtiger starten, sonst könnte
es z.B. zu Überlastung wegen des noch ungeladenen Siebelkos
auf der Sekundärseite kommen. Deswegen ist die Schaltung auch
mit einem Soft-Starter versehen. Sobald der 3844 den Betrieb
aufnimmt, liegt an Pin 8 die Referenzspannung von 5 V an. Da C 3 noch
ungeladen ist, schaltet T 2 durch und schließt den
Steuereingang des ICs Pin 1 gegen Masse kurz. C 3 lädt sich dann
über R 3 auf, bis am Ausgang Pin 6 ein immer breiter werdender
Impuls entsteht. Der Softstart darf nicht zu
lange dauern, damit der Wandler zu arbeiten beginnt, bevor die
Spannung an C 7 zu weit abgesunken ist, dass der 3844 wieder
abschaltet. Wenn die Regelung über den Optokoppler einsetzt,
wird die Spannung an Pin 1 und die Impulsbreite wieder geringer. C 3
lädt sich jedoch weiter bis auf 5 Volt auf und hat keinen
Einfluss mehr auf die Regelung.
Da der
Primärstrom nicht mehr vom IC überwacht wird, wurde eine
zusätzliche Schutzschaltung eingebaut.
Sobald an R 11 eine Spannung von mehr als 0,6 Volt abfällt, was
einem Primärstrom von 6 Ampere entspricht, zündet die
Thyristor-Nachbildung T3/T4, die sofort die Gatespannung von T 1 über
D 2 kurzschließt. Normalerweise würden T 3 und T 4 beim
nächsten Gate-Steuerimpuls wieder sperren. Da ein zu hoher
Primärstrom aber auf ein ernstzunehmendes Problem
hindeutet, soll das Netzteil schnell abgeschaltet werden. Über
den Widerstand R 8 fließt ein Strom aus der Betriebsspannung
des IC, der T 3 und T 4 durchgeschaltet lässt, bis C 7 entladen
ist. Der Anlaufstrom über R 1, der weiterhin fließt,
reicht allerdings nicht aus, T 3 und T 4 eingeschaltet zu
lassen. Der Haltestrom wird
mit R 7 so hoch
eingestellt, dass T 3 und T 4 wieder sperren, sobald C 7 entladen
ist. Danach startet ein neuer Anlauf. Wird R 7 höher gewählt,
z.B. 1 kOhm, bleibt die Schutzschaltung aktiviert, bis das Gerät
für einige Zeit vom Netz getrennt wurde.
Die
Hilfswicklung W 3 des Trafos muss so bemessen sein, dass sich im
Normalbetrieb an C 7 eine Betriebsspannung von 12-16 Volt einstellt.
Da die Spule in diesem Beispiel nur 3 Windungen hat, ist ein
Feinabgleich u.U. etwas schwierig. In diesem Fall wird die
Windungszahl um eins erhöht und R 12 so angepasst, dass die
Spannung wieder stimmt.
Eine
Besonderheit ist die Entmagnetisierungsschaltung, auf die ich wegen
ihrer grundsätzlichen Bedeutung in Kapitel 9 genauer eingehen
werde. Die Besonderheit besteht darin, dass die in
Kern und Streufeld gespeicherte Energie nicht in einem Dämpfungsglied
in Wärme umgesetzt, wird sondern über D 3 der
Betriebsspannung zurückgeführt wird. Ein Aufwand, der sich
bei größeren Netzteilen, insbesondere bei
Flusswandlern immer lohnt.