MOSFET- und IGBT-Treiber
Häufig besteht der Bedarf, Leistungs-MOSFETs oder sogar IGBTs direkt
aus einer mit 5 Volt betriebenen Logikschaltung anzusteuern. Für
solche Anwendungen gibt es spezielle Logik-Level-MOSFETs, die sich
durch eine sehr niedrige Schwellenspannung und dadurch auszeichnen,
dass sie bei einer Gate-Source-Spannung ab 5 Volt bereits voll
durchschalten.
Leider gibt es solche Logik-Level-MOSFETs nur für Sperrspannungen bis
ca. 200 Volt. Bei höheren Sperrspannungen oder bei Verwendung von IGBTs
ist eine höhere Gate-Steuerspannung unvermeidlich.
Dafür gibt es eine reichhaltige Auswahl von Gate-Treiber-ICs. Manchmal
lohnt es sich aber nicht, solche ICs einzusetzen. Wie in den folgenden
Bildern zu sehen ist, lassen sich
einfache Gate-Treiber auch mit geringem Aufwand diskret aufbauen:
Auf dem linken Bild ist ein nicht invertierender statischer
Level-Shifter zu sehen. Bei Low-Pegel liegt der Emitter von T1 auf
Masse und T1 wird über R1 durchgeschaltet, sodass auch das Gate von T2
auf Masse liegt. Geht der Logik-Pegel auf 5 Volt, liegen Basis und
Emitter von T1 auf 5 Volt. T1 sperrt und das Gate von T2 kann sich über
R2 auf z.B. 12 Volt aufladen. I.d.R. wird man diese Schaltung nicht
einsetzen, wenn es auf schnelle Umladung des Gates von T2 bei hohen
Schaltfrequenzen ankommt. Der Gatestrom wird vor Allem durch den
Logik-Treiber und den Widerstand R2 begrenzt.
Schwieriger wird es, wenn außer den 5 Volt keine weitere
Versorgungsspannung zur Verfügung steht, um den Gate-Treiber zu
versorgen. Wenn nur ein MOSFET angesteuert werden soll, lohnt es sich
auch nicht, einen Spannungswandler (z.B. Ladungspumpe) aufzubauen. Wie
im rechten Bild zu sehen ist, gibt es auch in solchen Fällen eine
einfache Lösung für mäßige Schaltgeschwindigkeiten. Bei Nullpegel wird
der Bootstrap-Kondensator C über D auf etwas weniger als 5 Volt
aufgeladen. Bei High-Pegel addiert sich diese Spannung zu den 5 Volt
des Logik-Treibers. Das Gate des MOSFETs kann sich dann über R2 auf
fast 10 Volt aufladen, was zur Ansteuerung der meisten MOSFETs
ausreicht. Leider funktioniert das nicht im statischen Betrieb. Da sich
C aber nicht weiter entladen kann, sind auch lange Einschaltzeiten
möglich. Natürlich muß der MOSFET einmal ausgeschaltet gewesen sein,
damit sich C aufladen konnte.
Ansteuerung für Hochspannungs-MOSFET-Schalter
Manchmal sollen auch hohe Spannungen mit Halbleitern
geschaltet werden. Marktübliche MOSFETs bekommt man für bis zu 1500
Volt
Sperrspannung, bipolare Transistoren und IGBTs auch für etwas höhere
Spannungen. Sollen aber z.B. 4500 Volt geschaltet werden, sind
marktübliche Halbleiter hoffnungslos überfordert. Dazu lassen sich aber
MOSFETs sehr gut in Serie schalten. Wegen ihrer
Avalanche-Charakteristik teilt sich die Spannung bei Serienschaltung
relativ gleichmäßig auf die Einzeltransistoren auf. Trotz der hohen
Spannung lassen sich die MOSFETs relativ einfach ansteuern, wie in
folgendem Schaltbild zu sehen ist:
Das eigentliche Steuersignal wird nur auf den untersten MOSFET T3
geschaltet, dessen Source mit der Schaltungsmasse verbunden ist. Wird
T3 durchgeschaltet, liegt auch der Source von T4 auf Masse und bekommt
über D4 und D5 eine Gatespannung. Dadurch schaltet auch T4 durch und
legt wiederum den Source von T5 auf Masse, sodass auch dieser über D1,
D2 und D3 eine Gatespannung bekommt und ebenfalls durchschaltet.
Wird T3 über das Steuersignal gesperrt, steigt dessen Drainspannung
soweit an, dass D1, D2 und D4 sperren und keine Gatespannung mehr für
T4 und T5 liefern können. Über die Widerstände R1 und R2 werden dann
die Transistoren T1 und T2 durchgeschaltet und die Gates von T4 und T5
zügig entladen. Wenn T3 sperrt, sperren also auch T4 und T5. Jetzt
können bis zu 4500 Volt bezüglich Schaltungsmasse am Drain von T5
liegen. Zu beachten ist, dass keine zu hohen Ströme geschaltet werden
sollten, da der Spannungsabfall an den T3 und T4 den nachgeschalteten
Transistoren an Gatespannung verloren geht. Außerdem muß auch der
Spannungsanstieg begrenzt werden. Da die Transistoren nicht genau zur
gleichen Zeit schalten, könnte der Transistor, der am schnellsten
abschaltet, in diesem Fall sicher T3, über einen bestimmten Zeitraum
eine zu hohe Spannung abbekommen, während T4 und T5 noch leitend sind.
In gewissen Grenzen kann T3 diese Energie abfangen. Passiert das jedoch
mit hoher Schaltfrequenz, kann dies zur Überhitzung von T3 führen.
Natürlich würde die Schaltung auch zweistufig funktionieren. Dann würde
T5 und dessen Ansteuerung wegfallen. Theoretisch kann man aber auch
beliebig viele Stufen nachschalten, um noch viel höhere Spannungen
schalten zu können. Zu beachten ist nur, dass auch die Letzte Stufe bei
maximalem Laststrom noch genügend Gate-Source-Spannung bekommt. Die
Dioden für die Gatespannungszuführung (hier D1, D2 und D4) müssen die
maximale Sourcespannung des jeweiligen Transistors gegen
Schaltungsmasse sperren können. Für T4 reicht eine Diode mit min. 1500V
Sperrspannung. Für T5 müssen bereits zwei dieser Dioden in Serie
geschaltet werden. Dabei ist zu beachten, dass nur Avalanche-Dioden
ohne weitere Beschaltung in Serie geschaltet werden dürfen
Ansteuerung und Schutzschaltung mit GDTs
Trotz der Vielzahl integrierter Gate-Treiber hat auch der GDT (Gate
Drive Transformer) noch seine Existenzberechtigung. Insbesondere bei
hohen Wandlerleistungen > 1kW ist eine vollständige galvanische
Trennung von Last- und Steuerkreis wünschenswert bzw. notwendig. Eine
übliche Lösung dafür besteht in der Verwendung von speziellen
Optokopplern mit eingebauten Gatetreibern. Diese müssen dann allerdings
für jeden Schalter auf der Lastseite mit einem trennenden DC-DC-Wandler
versorgt werden. Eine solche Lösung macht z.B. Sinn, wenn statisch oder
mit langer Einschaltdauer geschaltet werden soll. Es gibt auch fertige
Hybrid-Module mit Schutzschaltung zur galvanisch getrennten Ansteuerung
mehrerer Brückenzweige. Diese sind allerdings recht teuer und verlangen
vom Entwickler eine gewisse Einarbeitungszeit.
Je nach Wandlertopologie
vereinfacht sich die Ansteuerung der Gates durch einen GDT aber
erheblich. Gegentaktwandler mit Halb- oder Vollbrücke werden i.d.R. mit
einem symmetrischen Steuersignal angesteuert. In solchen Fällen bietet
sich die Verwendung eines GDTs an. Ein symmetrisches Steuersignal
gewährleistet eine symmetrische Magnetisierung des Übertragerkernes
ohne das Risiko einer Kernsättigung. Wie das folgende Beispiel zeigt,
läßt sich mit einem GDT nicht nur die Ansteuerung sehr einfach lösen
sondern auch eine einfache und wirksame Schutzschaltung:
Die eigentliche Funktion des GDT besteht darin, das Steuersignal des
Gatetreibers auf der Niederspannungsseite 1:1 und mit Bezugspegel der
Drain- bzw. Emitterleitung auf die Gateleitung zu transformieren. Bei
der Ansteuerung von Wandlern hoher Leistung ist ein Überlastungsschutz
besonders wichtig. Häufig wird dazu in den Lastkreis ein Stromwandler
eingesetzt, dessen Signal von der Schutzschaltung in der
Steuerelektronik ausgewertet wird. Auch diese Funktion kann über den
GDT sehr einfach verwirklicht werden: Die D-S- bzw. C-E-Strecke des
Transistors dient dabei quasi als Messshunt. MOSFETs verhalten sich im
eingeschalteten Zustand zunächst wie ein ohmscher Widerstand. Steigt
der Strom über die Sättigungsgrenze an, wird der dynamische Widerstand
der D-S-Strecke sehr groß und die D-S-Spannung steigt stark an. Ähnlich
verhalten sich auch IGBTs. Einige IGBTs, insbesondere diejenigen für
höherer Leistung sind sogar Kurzschlussfest. Das bedeutet natürlich
nicht, dass man auf die Schutzschaltung verzichten kann. Vielmehr kommt
es bei diesen IGBTs bei Überschreitung eines bestimmten
Sättigungsstromes, der quasi eine Strombegrenzung darstellt, zu einem
Spannungsanstieg an der C-E-Strecke. Die
IGBTs überleben eine solche Attacke, obwohl die volle Betriebsspannung
anliegt, während der maximale Strom fließt und so eine extrem hohe
Verlustleistung im Transistor produziert. Allerdings müssen die IGBTs
dann i.d.R. nach spätestens 5-10 µs abgeschaltet werden. So viel Zeit
bleibt also der Schutzschaltung, eine Überlastung zu erkennen und die
Transistoren abzuschalten. Überwacht man nun im eingeschalteten Zustand
der Transistoren die D-S- bzw. C-E-Spannung, kann man diese Spannung
dazu nutzen, eine Überlastung zu erkennen. Das hört sich zunächst
relativ kompliziert an, da diese Spannung ja potenzialfrei im Lastkreis
gemessen werden muss und die Schutzfunktion beim abgeschalteten
Leistungsschalter bei hohem Spannungsabfall nicht aktiviert werden
darf. Wie im obigen Bild zu sehen ist, läßt sich eine solche
Schutzfunktion jedoch sehr leicht realisieren: In einer
Brückenschaltung werden die Transistoren üblicherweise mit einer
Gatespannung von ca. +/- 15V angesteuert. Zwischen der positiven und
der negativen Halbwelle gibt es die obligatorische minimale Totzeit von
0,1...1 µs, in der die Gatespannung bei etwa null liegt. Während der
negativen Halbwelle passiert nichts Besonderes. Die -15V gehen direkt
zum Gate des Leistungsschalters. C1 wird auf ca. -0,7V aufgeladen. Erst
während der positiven Halbwelle tritt die Schutzschaltung in Aktion. R1
versucht, C1 auf 15V aufzuladen. Der durchgeschaltete Leistungsschalter
verhindert dies aber, indem er C1 über D2 wieder entlädt. Steigt die
Spannung am Leistungsschalter jedoch durch Überlastung an, kann C1
durch R1
entsprechend aufgeladen werden. Übersteigt die Spannung an C1 die
Zenerspannung
der Z-Diode (hier 6,8V), kann sich am Gate des Thyristors Th eine
Spannung aufbauen und diesen Zünden. Die Zündung des Thyristors führt
zu einem sofortigem Zusammenbruch der Gatespannung und zur Abschaltung
des überlasteten Leistungsschalters. Die Schutzschaltung auf der
Niederspannungsseite registriert nun einen heftigen Stromanstieg auf
der Primärseite des sekundärseitig kurzgeschlossenen GDT und veranlasst
eine komplette Abschaltung des Gatetreibers. Primärseitig genügt es,
unabhängig von der Anzahl der zu überwachenden Leistungsschalter, die
Gesamtstromaufnahme aller Treiberstufen zu überwachen und diese bei
Überlastung mit einer Schutzschaltung gemeinsam abzuschalten.
In
Bild
13.3.2E ist eine Vollbrückenschaltung zur
Ansteuerung eines
Tesla-Trafos zu sehen, bei der die IGBT-Module mit dieser Technik
angesteuert und geschützt werden.
©
Jörg Rehrmann 2010/2011
Transparente Ansteuerung mit GDTs
Leider hat die Ansteuerung mit GDTs auch Nachteile. Einmal ist es
schwierig, den Leistungstransistor mit einem beliebigen Tastverhältnis
anzusteuern. Ohne besondere schaltungstechnische Klimmzüge würde man
den GDT leicht in die Sättigung fahren oder man bekommt bei langen
Einschaltdauern nur noch geringe Spannungspegel. Ohnehin ist es kaum
möglich,
längere Schaltzeiten zu erreichen. Niedrigere Schaltfrequenzen kann
man noch durch Erhöhung der Windungszahlen ausgleichen. Dadurch erkauft
man sich aber einen starken Anstieg der Streuinduktivität, die ein
direktes schnelles Schalten der Leistungstransistoren verhindert. Hier
sind zusätzliche sekundärseitige Treiberschaltungen erforderlich.
Außerdem wird die sichere Isolation zwischen Primär- und Sekundärspule
mit zunehmender Windungszahl schwieriger. Spätestens bei statischen
Schaltvorgängen ist der GDT nicht mehr zu gebrauchen - normalerweise.
Wie die folgende Schaltung zeigt, kann man auch mit GDTs einen
Transistor transparent, also ohne Einschränkung der Schaltzeiten
ansteuern.
Die Grundidee der Ansteuerung beruht darauf, dass MOSFETs und IGBTs
zwischen den Steuerflanken keine Steuerleistung benötigen. Im Prinzip
würde es reichen, nur einen kurzen Steuerimpuls zu übertragen, der den
Transistor ein- oder ausschaltet. Der Zustand zwischen zwei
Steuerimpulsen muss zwischengespeichert werden. Ein kurzer Steuerimpuls
hat den Vorteil, dass der GDT mit minimaler Kerngröße und Windungszahl
auskommt. i.d.R. reicht ein Ringkern mit 10mm Durchmesser und einer
einzigen Windung. D.h., die Spulen bestehen nur aus einem Stück Draht,
das man durch den Ringkern steckt. Dadurch bietet sich eine besonders
einfache Möglichkeit, auch hohe Isolationsspannungen zu erreichen,
indem man ein entsprechend spannungsfestes HV-Kabel durch den Kern
steckt. Bereits mit dem kleinen 10-mm-Kern lassen sich so problemlos
Isolationsspannung von mehreren 10kV erreichen. Um Einschalt- und
Ausschaltvorgang eindeutig voneinander trennen zu können, werden
Schaltimpulse unterschiedlicher Polarität verwendet. Um einen
definierten Anfangszustand zu erreichen, muss zunächst die
Betriebsspannung angelegt werden, während sich das Steuersignal auf 0V,
also in Stellung "Off" befindet. Damit ist der On-Pulse-Generator,
bestehend aus N1 und N2 deaktiviert
und gibt eine 0 aus. Der Off-Pulse-Generator (N3 und N4) ist dagegen
aktiviert. Er
erzeugt kurze Nadelimpulse, die über den Leistungstreiber Dr2 auf den
GDT geschaltet werden. Über die Dioden D5 und D6 werden die an der
Sekundärwicklung ankommenden Nadelimpulse gleichgerichtet, sodass an C6
in etwa wieder die Betriebsspannung von 15 V anliegt. Die Nadelimpulse
erzwingen an C5, je nach Polarität der Impulse, eine Gleichspannung von
ca. 0V oder 15V. Die Off-Pulse erzeugen an den Dioden D5 und D6
positive Impulse, die von D5 auf 15V gleichgerichtet werden. Der über
D5 fließende Strom entlädt C5. Soll der MOSFET eingeschaltet
werden, wird das Steuersignal auf 15V, also in Stellung "On" gelegt.
Damit wird der Off-Pulse-Generator sofort deaktiviert, während der
On-Pulse-Generator, bestehend aus N1 und N2 aktiviert wird. Dieser ist
so beschaltet, dass er seine Arbeit sofort mit der steigenden Flanke
des 1. Nadelimpulses beginnt. Die On-Pulse gehen dann
über den Treiber Dr1 auf den GDT. An D5 und D6 liegen jetzt negative
Impulse an, die von D6 gegen Source-Potenzial geklemmt werden. Der
dabei fließende Strom lädt C5 sehr schnell auf ca. 15V auf. Die
Spannung an
C5 folgt also innerhalb kürzester Zeit der On-Off-Steuerspannung. Man
kann daher mit der Steuerspannung die Gatespannung unmittelbar und mit
beliebiger Zeitdauer steuern.
Falls die Periodendauer des Steuersignales sehr groß wird, fügen die
jeweils aktivierten Refresh-Pulse-Generatoren in regelmäßigen Abständen
weitere Nadelimpulse hinzu. Dadurch wird gewährleistet, dass die in C5
gespeicherte Schaltspannung nicht wegdriftet. Die Periodendauer der
Refresh-Impulse ergibt sich aus der Zeitkonstante C1/R2 bzw. C2/R5.
Zur Ansteuerung des Gates ist noch ein komplementärer Emitterfolger
nachgeschaltet. Der dient einmal dazu, große Gatekapazitäten schneller
umzuladen und außerdem dazu, die Gatespannung des gesperrten
Transistors sicher auf 0V zu halten. Ein Spannungsanstieg am Drain von
T3 kann sonst das Gate über dessen Miller-Kapazität soweit aufladen,
dass er
leitend wird. In vielen Anwendungen führt das sehr schnell zur
Überhitzung und Zerstörung des MOSFETs. Die Länge der Nadelimpulse wird
über die Zeitkonstanten
C1/R3 und C2/R6 bestimmt. Die hängt auch von den verwendeten
Logik-Bausteinen ab. Mit Bausteinen aus der 40-er Reihe liegt sie mit
den angegebenen Bauteilwerten bei ca. 200ns. Wesentlich kürzere
Schaltzeiten lassen sich mit Bausteinen aus der 74HC- oder 74AC-Reihe
erzielen. Allerdings macht es wenig Sinn, die Impulsdauer kürzer als
den Schaltvorgang von T3 zu wählen. Sonst wird es schwierig, in dieser
kurzen Zeit die benötigte Energie zum periodischen Laden des Gates über
den GDT zu übertragen.
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