Bild 13.3.2 A Hochspannungs-Impulsgeber mit Fremdansteuerung oder Taktgenerator
Soll der
Thyristor periodisch gezündet werden, kann ein einfacher
Diac-Impulsgeber vorgeschaltet werden. Damit lässt sich
z.B. die periodische Zündung einer Blitzröhre in einem
Stroboskop realisieren. Die mit dieser Schaltung erzielbaren
Impulsleistungen sind relativ klein. Damit lassen sich außer
Blitzröhren auch Kaltkathoden-Schaltröhren zünden. Zum
Zünden einer Flamme ist es schon sehr knapp bemessen.
Natürlich
kann man C 1 vergrößern, um eine höhere
Impulsleistung zu erzielen. Der Trafo muss dann aber auch
vergrößert
werden. Eventuell muss auch die Induktivität der
Primärspule deutlich vergrößert werden. Bei höheren
Leistungen muss man darauf achten, dass die kritische
Stromanstiegsgeschwindigkeit des Thyristors nicht
überschritten
wird. Dieser kann sonst zerstört werden. Für solche Zwecke
gibt es allerdings auch spezielle F-Thyristoren, die eine
besonders
hohe Anstiegsgeschwindigkeit vertragen.
Prinzipiell
kann die Sekundärspule auch aus einem sehr dicken Draht
gewickelt werden und mit der Ausgangsspannung eines
Schweißgerätes
in Serie geschaltet werden. Mit dem Zündimpuls kann dann
der Lichtbogen gezündet werden.
Wenn zum
Betrieb des Hochspannungsgenerators nur kleine Spannungen zur
Verfügung stehen, wird meistens eine andere Technik
angewendet,
die der klassischen Zündspulentechnik entspricht, die man aus
der KFZ-Technik kennt. Die Zündspule ist nichts anderes als
ein
Transformator, dessen Übersetzungsverhältnis von der
gewünschten Ausgangsspannung abhängt. Als Zündspulen
noch mit mechanischen Unterbrecherkontakten betrieben wurden,
wurde
die Primärspule direkt mit der Betriebsspannung, z.B. 12 Volt,
verbunden und nach einer gewissen Zeit wieder unterbrochen.
Dabei
entsteht bereits in der Primärspule eine erhebliche
Induktionsspannung, die sich in der Sekundärspule
entsprechend dem Übersetzungsverhältnis vervielfacht.
Heutzutage schaltet man die Primärspule natürlich mit
Transistoren ein und aus. Die dem Trafo zugeführte Energie
wird
über die Einschaltdauer des Transistors gesteuert. In Bild
13.3.2 B sind zwei einfache Impulsgeneratoren zu sehen, die
sich
mit einem 555-Timer sehr einfach aufbBildauen lassen. Der 555
kann
entweder durch einen externen Triggerimpuls einen einzelnen
Hochspannungsimpuls erzeugen (linkes Bild) oder er ist
selbstschwingend und erzeugt periodisch Impulse mit
einstellbarer
Frequenz (rechtes Bild). Der verwendete MOSFET vom Typ IRF
640N kann
Ströme über 10 Ampere schalten und eine Spannung von 200
Volt sperren. Die Potis zur Einstellung der Pulsbreite P, bzw.
P 2
müssen zunächst am Anschlag stehen, sodass die Pulsbreite
minimal ist. Nach dem Einschalten kann die Impulsbreite dann
langsam
erhöht werden, bis die Ausgangsspannung den gewünschten
Wert erreicht. Anhaltspunkt für den Maximalwert ist der
Drainspannungsimpuls des Schalttransistors, der unter 200 Volt
liegen
muss. Die im Trafo gespeicherte Energie wird nach dem
Abschalten des
Transistor, sofern der Ausgang nicht belastet wird, in den
Kondensator C 3 übertragen. Dieser bestimmt dann die maximale
Impulsenergie. Die maximale Spannung am Kondensator beträgt
etwa
180 Volt. Das ergibt zusammen mit der 12-Volt-Betriebsspannung
eine
Drain-Source-Spannung von 192 Volt, was gerade noch akzeptabel
ist. Die 12 Volt müssen dann aber relativ stabil sein. Mit dem
angegebenen Wert für C 3 ergibt sich dann eine maximale
Impulsenergie von
W = 1/2 * C * U2 = 0,036 Joule.
Wenn der
Ausgang belastet wird, kann diese Energie, auch wenn sie
bereits im
Kondensator gespeichert ist, wieder auf den Ausgang
transformiert
werden. Wird der Ausgang nicht belastet, geht die Energie aus
C
3 zurück in den Trafo. Die Drainspannung wird dann negativ und
ein Großteil der nicht verbrauchten Energie wandert über
die Inversdiode des MOSFETs zurück in die
Betriebsspannungsquelle.
Falls die
Energie nicht ausreicht, gibt es mehrere Möglichkeiten, die
maximale Impulsenergie zu erhöhen:
1. C 3 vergrößern, damit er bei der vorgegebenen Impulsspannung mehr Energie aufnehmen kann. Die Einschaltdauer von T 1 muss dann entsprechend verlängert werden.
2. Die Spannungsfestigkeit von T 1 und C 3 erhöhen. Die Einschaltdauer von T 1 muss dann ebenfalls erhöht werden. Zu beachten ist hier, dass auch die Induktionsspannung im Trafo steigen würde. Um Hochspannungsüberschläge im Trafo zu vermeiden sollte ggf. die Windungszahl der Primärspule erhöht werden. Dadurch verlängert sich die erforderliche Einschaltdauer nochmals, während sich der Drainstrom reduziert. Weiterhin reduziert sich die Steilheit des Hochspannungsimpulses und der Ausgangsstrom wird größer.
3. Falls der Trafo der begrenzende Faktor ist, muss er noch größer werden oder der Luftspalt muss vergrößert werden. Da der Trafo nur im Impulsbetrieb arbeitet, kann der Luftspalt und damit auch der Primärstrom deutlich größer werden als bei einem Trafo im Dauerbetrieb. Bei dem im Schaltbild beschriebenen Trafo mit dem angegebenen Luftspalt von 0,5 mm dürfte sich die Impulsenergie noch um den Faktor 10-20 erhöhen lassen. Da die maximale Energie (theoretisch) proportional zum Luftspaltvolumen ist, ist noch eine erhebliche Erhöhung der Impulsenergie durch Luftspaltverlängerung möglich.
Bild 13.3.2 B Hochspannungs-Impulsgeber für kleine Betriebsspannungen
Soll der
Generator durch externe Impulse getriggert werden (linkes
Bild),
arbeitet der 555 als einfaches Monoflop, das über den
Triggereingang Pin 2 getriggert wird. Der 555 triggert, sobald
die
Spannung an Pin 2 unter 1/3 Ue = 4 Volt sinkt. Über R 1 und R
2
wird an Pin 2 eine Vorspannung von 6 Volt angelegt. Mit C
1wird dann
der Triggerimpuls der Vorspannung überlagert. So reicht ein
TTL-Pegel zum Ansteuern des Impulsgenerators aus.
Soll der
Generator periodisch triggern, muss der 555 etwas anders
beschaltet
werden. Über R2 wird C 1, dessen Spannung an beiden
Triggereingängen des 555 anliegt, permanent entladen. Wenn die
Spannung an C 1 1/3Ue unterschreitet, schaltet der Ausgang T 1
durch.
Gleichzeitig wird C 1 über P 2 und die Diode schnell wieder
aufgeladen. Sobald C 1 auf 2/3Ue aufgeladen ist, schaltet der
Ausgang
des 555 (Pin 3) wieder auf null zurück und C 1 kann sich
wieder
über R 2 langsam entladen. Die Entladezeit von C 1, die die
Periodendauer der Impulsfrequenz bestimmt, lässt sich mit P 1
in
weiten Grenzen einstellen. Eine Anwendung des periodisch
getriggerten
Hochspannungsgenerators wäre z.B. ein Weidezaungerät.
Bei der
Sekundärspule ist darauf zu achten, dass in dieser Spannungen
von 10-20 kV induziert werden können. Sie muss daher besonders
sorgfältig gewickelt werden. Üblicherweise wickelt man so
eine Spule lagenweise mit einer Isolationsfolie zwischen den
Lagen.
Die fertige Spule muss dann in Parafin oder Isolierlack
vergossen
werden. Um nur eine Seite der Spule gegen einen Überschlag
sichern zu müssen, unterscheidet man zwischen „heißem“
und „kaltem“ Ende der Hochspannungsspule. Das kalte
Ende wird meistens mit der Masse der Steuerelektronik
verbunden,
um zu verhindern, dass sich eine Hochspannung zwischen dem
Niedervoltbereich und dem schlecht isolierten kalten Ende der
Hochspannungsspule aufbauen kann. Dies könnte leicht zu einem
Überschlag im Trafo und im ungünstigsten Fall zu
dessen Zerstörung führen.
Eine weitere
Technik, die besonders zur Erzeugung sehr hoher Spannungen
geeignet
ist, sind die gekoppelten Resonatoren. Der bekannteste und
älteste
Vertreter dieser Hochspannungsgeneratoren ist der Tesla-Trafo.
Der
Tesla-Trafo zeichnet sich weniger durch seinen praktischen
Nutzen als
durch die spektakuläre und beeindruckende Inbetriebnahme aus.
Er
wird deshalb praktisch ausschließlich zu
Demonstrationszwecken eingesetzt. Das Interessante am
Tesla-Trafo
ist, dass er sehr einfach und ganz ohne Halbleiter aufgebaut
werden
kann. Herzstück des Tesla-Trafos ist die Tesla-Spule, die
meistens einen Durchmesser von 5-10 cm hat. Sie besteht aus
einem
Kunststoffrohr, auf dem einige tausend Windungen
Kupferlackdraht
einlagig und sauber nebeneinander aufgewickelt sind. Das
untere
Ende der Spule ist geerdet und das obere z.B. mit einer großen
metallischen Hohlkugel verbunden. Die Spule bildet mit der
Kapazität der freistehenden Kugel einen Schwingkreis, dessen
Resonanzfrequenz je nach Größe und Windungszahl meistens
zwischen 100 und 500 kHz liegt,. Um das untere Ende der Spule
herum
befindet sich eine weitere kurze Spule mit großem Durchmesser
und nur wenigen Windungen aus sehr dickem Draht. Diese kurze
Spule
bildet mit einem Kondensator einen weiteren Schwingkreis, der
auf die
gleiche Resonanzfrequenz wie die Tesla-Spule abgestimmt ist.
Da sich
die Tesla-Spule innerhalb der kurzen Spule befindet, gibt es
eine
lose Kopplung zwischen den beiden Schwingkreisen/Resonatoren.
Gekoppelte Resonatoren mit gleicher Resonanzfrequenz haben die
Eigenschaft, dass, wenn ein Resonator erregt wird, die Energie
zwischen den Resonatoren hin und herpendelt. Wird also der
Resonator
mit der kurzen Spule mit einer bestimmten Energiemenge zum
Schwingen
angeregt, befindet sich im Idealfall irgendwann die gesamte
Energie in der Tesla-Spule. Wie lange das dauert, hängt vom
Kopplungsgrad ab. Ist die Dämpfung der Resonatoren groß
und die Kopplung sehr lose, ist die Energie des
Primärresonators
längst aufgebraucht, bevor sie in den Sekundärresonator
gewandert ist. Daher ist eine gute Kopplung und eine möglichst
geringe Dämpfung wünschenswert. Das Übersetzungsverhältnis
des Tesla-Trafos ist weniger vom Verhältnis der Windungszahlen
als vom Verhältnis der Kapazitäten von Trafokopf Ck
und dem primären Resonatorkondensator C abhängig. Im
Idealfall wandert die gesamte Energie aus C nach Ck.
Aus dem Energieerhaltungssatz ergibt sich dann W = 1/2 CUe2
= 1/2 CkUa2
.
Das maximal erzielbare Übersetzungsverhältnis ist dann Ua/Ue
= √(C/Ck)
.
Realistische Werte für kleine Trafos (Tesla-Spule < 50 cm)
wären z.b C = 10 nF und Ck
=
10 pF, was einem maximalen Übersetzungsverhältnis von 31,6
entspricht. Bei einer Eingangsspannung von 5 kV ist dann mit
bis zu
150 kV Ausgangsspannung zu rechnen. Wie man in Bild 13.3.2 C
sehen
kann, ist der Tesla-Trafo sehr einfach beschaltet. Dennoch ist
er
nicht ganz leicht aufzubauen, da es praktisch bei jedem der
verwendeten Bauteile, bzw. Baugruppen etwas zu beachten gibt.
Bild 13.3.2 C Prinzipieller Aufbau eines Tesla-Trafos
Zur
Versorgung von Tesla-Trafos eignen sich besonders gut
Streufeldtrafos für Neon-Leuchtröhren, da sie eine
kurzschlussfeste Hochspannung im Bereich von 4 - 8 kV bei
Leistungen
von 50 - 500 Watt liefern. Die Sekundärwicklung ist
normalerweise symmetrisch aufgebaut und besteht aus zwei
Spulen, die
in der Mitte mit dem Kern und der Erde verbunden sind. Die
beiden
Spulen liefern dann zwei gegenphasige Spannungen, die erst
zusammen
die volle Ausgangsspannung liefern. Das hat den Vorteil, dass
die Spulenenden nur für die halbe Ausgangsspannung gegen den
Kern isoliert werden muss. Der Nachteil ist, dass die
Primärseite
der Tesla-Trafos komplett unter Hochspannung steht und
entsprechend
gut gegen Erde isoliert werden muss. Parallel zur
Sekundärspule
des Hochspannungstrafos liegt eine Funkenstrecke, die so
justiert
ist, dass es einen Überschlag bei ½ bis ¾ der
maximalen Ausgangsspannung des Streutrafos eintritt. Deshalb
kommt
ein kurzschlussfester Streutrafo zum Einsatz. Ein normaler
Trafo
müsste mit einem Vorwiderstand oder einer Vorschaltdrossel
kurzschlussfest gemacht werden. Bevor der Funke in der
Funkenstrecke
überschlägt, lädt sich der Resonanzkondensator C auf
seine Maximalspannung auf. Sobald die Funkenstrecke
überschlägt,
wird die Sekundärspannung des Hochspannungstrafos
kurzgeschlossen, was aber keine weitere Auswirkung auf den
Tesla-Trafo hat. Gleichzeitig wird aber auch der geladene
Resonanzkondensator über die Primärspule des Tesla-Trafos
entladen. Durch den hohen Entladestrom des Kondensators, er
kann bei
größeren Tesla-Trafos im kA-Bereich liegen, wird die
Funkenstrecke so niederohmig, dass der primäre Resonanzkreis
mit
der Startenergie des Kondensators über viele Perioden
schwingen kann. Bei genügend guter Kopplung zur Tesla-Spule
reicht diese Zeit aus um einen Großteil der Startenergie in
die
Tesla-Spule zu übertragen. Die in den Resonatoren
umgesetzte Impulsleistung kann selbst bei kleinen Trafos schon
an den
Megawatt-Bereich heranreichen.
Bei der
Funkenstrecke ist auf eine gute Kühlung zu achten. Hier ist es
sinnvoll, massive Elektroden aus einem gut wärmeleitenden
Material wie Kupfer oder Alu zu verwenden. Überhitzte
Elektroden neigen zu einer erheblich niedrigeren Zündspannung
oder sogar zu einer Dauerentladung. In beiden Fällen kann
die Funkenstrecke ihre eigentliche Aufgabe nicht mehr
erfüllen.
Der Resonanzkondensator ist ebenfalls ein kritisches Bauteil.
Normale Kondensatoren würden weitaus höhere Verluste
produzieren als die Funkenstrecke und deshalb den Resonator so
stark
dämpfen, dass eine Energieübertragung auf die Tesla-Spule
nicht mehr möglich ist. Es ist kaum möglich, geeignete
Kondensatoren zu bezahlbaren Preisen zu bekommen. Es empfiehlt
sich
daher eine Kondensatorbatterie aus vielen handelsüblichen
Polypropylenkondensatoren vom Typ MKP oder besser FKP
aufzubauen.
Diese sehr verlustarmen Impulskondensatoren gibt es zu
moderaten
Preisen für Spannungsfestigkeiten bis 2000 Volt und
Kapazitäten
bis 100 nF (MKP), bzw. 22 nF (FKP). Bei größeren Werten
nimmt der relative Preis (Euro/Joule) wieder deutlich zu. Da
die
Kondensatoren sehr hoch belastet werden, sollte die
Spannungsfestigkeit großzügig etwa um den Faktor zwei
gegenüber der auftretenden Spitzenspannung
überdimensioniert sein. Andernfalls könnte die
Lebensdauer, insbesondere von MKP-Typen, deutlich nachlassen.
Die
Primärspule des Tesla-Trafos besteht nur aus wenigen
Windungen;
meistens weniger als zehn. Um die Verluste gering zu halten,
muss die
Primärspule aus relativ dickem Draht bestehen. Bei kleinen
Trafos reicht z.B. ein normales 75-Ohm-Koaxialkabel, bei dem
das
Abschirmgeflecht als Leiter dient. Bei größeren Trafos
sind auch Kupferrohre oder Starkstromkabel mit großem
Querschnitt verwendbar. Die Primärspule sollte mindestens
den doppelten Durchmesser der Tesla-Spule haben, damit es im
oberen
Bereich der Primärspule, wo bereits erhebliche
Spannungsdifferenzen zur Tesla-Spule auftreten, nicht zu
unkontrollierten Überschlägen kommt. Die Länge der
Primärspule sollte einerseits möglichst groß
sein, um eine gute Kopplung zu erreichen, andererseits treten
an der
Tesla-Spule bereits im unteren Bereich derart hohe Spannungen
auf,
dass man den Durchmesser der Primärspule sehr groß
machen müsste, damit es nicht zu Überschlägen kommt.
Als Kompromiss wird man die Länge der Primärspule mit 10-20
% der Länge der Tesla-Spule ansetzen.
Die
Herstellung der Tesla-Spule erfordert sehr viel Sorgfalt.
Diese
stellt man am besten zuerst her, da man hier noch relativ frei
in der
Wahl der Resonanzfrequenz ist. Der Primärresonator wird dann
der
Tesla-Spule angepasst. Damit sich die Dämpfung der Resonatoren
in Grenzen hält, sollte man eine Resonanzfrequenz von ca. 500
kHz nicht überschreiten. Besser sind niedrige
Resonanfrequenzen, die sich mit hohen Windungszahlen in der
Tesla-Spule erreichen lassen, aber auch den
Herstellungsaufwand
erhöhen. Je nach Größe der Tesla-Spule liegen die
Drahtstärken bei 0,1-0,3 mm Kupferlackdraht. Größere
Spulen können auch mit isoliertem Schaltdraht gewickelt
werden.
Das verringert die Gefahr eines Überschlages zwischen
benachbarten Windungen, zwischen denen bei größeren Spulen
bereits Spannungen im kV-Bereich auftreten können. Wegen
dieser
hohen Induktionsspannung ist es notwendig, die Windungen
einlagig und
sauber nebeneinander anzuordnen. Die fertig gewickelte Spule
sollte auf jeden Fall mit einem Isolierlack versiegelt werden.
Insbesondere Spulen aus dünnem Draht sind sehr empfindlich
gegen mechanische Einwirkungen und müssen mit einer dicken
Schutzfolie gegen Beschädigungen geschützt werden. Besser
ist ein äußeres Schutzrohr um die Tesla-Spule herum.
Als Wickelkörper eignen sich handelsübliche PVC- oder
PE-Rohre mit Durchmessern von 5-10 cm und Längen von 30-100
cm.
Bei sehr großen Tesla-Trafos können die Abmessungen
natürlich noch viel größer werden. Die
Resonanzfrequenz der Tesla-Spule lässt sich in etwa
vorherberechnen. Dazu berechnet man einfach die
Resonanzfrequenz
aus ihrer Eigeninduktivität und der Kapazität des Kopfes.
Die Kapazität des Kopfes gegen Erde lässt sich mit einem
guten Kapazitätsmessgerät leicht messen. Bei einem
Kugelkopf mit dem Radius R lässt sie sich auch leicht
berechnen
zu Ck = 4πε0
R mit ε0
= 8,85 * 10-12 AS/Vm. Eine freistehende Kugel
mit 20 cm Durchmesser hat also
gegenüber Erde eine Kapazität von etwa 11 pF. Die
Induktivität der Spule lässt sich ebenfalls gut berechnen
über die Formel
L = μ0N² A/l
mit
μ0 = 4π*10-7Vs/Am
(μ0
= magnetische
Feldkonstante), L = Induktivität, N = Windungszahl, A =
Querschnittsfläche und l = Länge der
Tesla-Spule.
Obwohl die
Primärspule viel kürzer ist, kommt diese Formel für
eine lange Spule dort auch noch ganz gut hin. Die
Resonanzfrequenz
der fertigen Tesla-Spule mit Kopf lässt sich auch leicht
messen. Dazu wird der Erdungsanschluss der Spule mit einem
Sinusgenerator verbunden, dessen Masse geerdet ist und der
Tastkopf
eines Oszilloskopes in die Nähe der Spule gehalten. Bei der
Resonanzfrequenz sieht man einen deutlichen Anstieg der
Amplitude auf
dem Oszilloskop. Durch den Kapazitäts- und Induktivitätsbelag
der Tesla-Spule ergeben sich noch weitere Oberton-Resonanzen.
Relevant ist aber nur die dominante Resonanz mit der
niedrigsten
Frequenz.
Dass der
Betrieb eines Tesla-Trafos aufgrund der hohen Spannungen und
der u.U.
auch erheblichen Ströme lebensgefährlich ist und
entsprechende Sicherheitsvorkehrungen erfordert, ist
selbstverständlich und das brauche ich ja eigentlich nicht
zu erwähnen. Von einem Tesla-Trafo gehen aber noch weitere
Gefahren und Probleme aus: Die Koronaentladungen, die sich um
den
Spulenkopf herum bilden, produzieren erhebliche Mengen an
hochgiftigen Stickoxyden und Ozon. Tesla-Trafos dürfen also in
gut gelüfteten Räumen nur kurzzeitig oder im Freien
betrieben werden. Weiterhin produzieren die Entladungen sehr
starke
Funkstörungen, sodass ein Tesla-Trafo außerhalb eines
abgeschirmten Käfigs eigentlich gar nicht betrieben werden
darf.
Zumindest sollte man mit einem Netzfilter die Einkopplung von
Störungen in das Versorgungsnetz verhindern.
Aus diesem
Problem ergibt sich womöglich doch noch eine sinnvolle
Anwendung
des Tesla-Trafos zu Prüfzwecken. Elektronische Geräte, die
in unmittelbarer Nähe eines in Betrieb befindlichen
Tesla-Trafos
noch einwandfrei funktionieren, kann man mit gutem Gewissen
als sehr
störunempfindlich bezeichnen.
Der
Tesla-Trafo ist ein sehr beliebtes Spielzeug von
Hochspannungs-Fetischisten auf der ganzen Welt, vor allem in
den USA.
Im Internet sind daher sehr viele Informationen zu diesem
Thema zu
finden.
Denkbar wäre
auch die Anwendung des Tesla-Trafo-Prinzip auf kleinere Trafos
mit
kleineren Impulsleistungen. Das hätte den Vorteil, dass man
die Funkenstrecke durch einen Thyristor, Triac oder Transistor
ersetzen und kontrolliert zünden könnte. Bei direktem
Betrieb an Netzspannung bietet sich natürlich die Verwendung
eines Triacs an, wie in Bild 13.3.2 D zu sehen ist. Die
Schaltung
kann dann direkt an der Wechselspannung betrieben werden.
Statt eines
Streutrafos kann auch eine einfache Drossel vorgeschaltet
werden.
Hierzu eignen sich z.B. kleine 50-Hz-Vorschaltdrosseln für
Leuchtstofflampen. Der Kondensator C 1 dient der Entstörung
und
Blindstromkompensation. Mit dem Poti P wird der Ladestrom für
C 2 so eingestellt, dass der Diac einmal pro Halbwelle im
Bereich des
Scheitelpunktes den Triac zündet. Der Triac schließ dann
den Resonanzkreis aus dem geladenen C 3 und der Primärspule
des Trafos. Die Resonanzfrequenzen von Primär- und
Sekundärspulen müssen, genau wie beim klassischen
Tesla-Trafo, etwa übereinstimmen.
Bild 13.3.2 D Kleiner „elektronischer“ Tesla-Trafo
Wenn die
Sekundärspule eine genügend niedrige Eigenresonanzfrequenz
hat, kann C 4 entfallen. Das hängt auch von der gewünschten
Ausgangsimpedanz ab.
Zu beachten
ist, dass diese Betriebsart für den Triac eine hohe Belastung
darstellt. Insbesondere die hohe Stromanstiegsgeschwindigkeit
nach
der Zündung macht den Triacs zu schaffen. Die Induktivität
der Primärspule darf deshalb nicht zu klein werden.
Andererseits
darf auch die Resonanzfrequenz nicht zu klein werden, damit
sich
der Triac nicht beim nächsten Stromnulldurchgang im
Resonanzkreis nach einer halben Periode wieder selbst löscht.
Weiterhin ist darauf zu achten, dass die Resonanzfrequenz von
Vorschaltdrossel und C 3 deutlich über 50 Hz liegt.
Andernfalls
könnte es zu unkontrollierten netzfrequenten
Resonanzerscheinungen kommen.
Mit modernen Halbleitern wie IGBTs ist es auch möglich,
elektronisch
betriebene Tesla-Trafos (SSTCs) größerer Leistung aufzubauen.
Dazu muß
man nur den Prozess, der in einem klassischen Tesla-Trafo
abläuft
elektronisch nachbilden. Der direkte Weg bestünde darin, dass
die
Funkenstrecke durch einen Halbleiterschalter ersetzt wird. Um
die
enormen Impulsleistungen größerer Tesla-Trafos verarbeiten zu
können,
käme dazu fast nur noch ein Thyristor in Frage, der einen
Strom
> 10
kA schalten und eine Spannung > 5 kV sperren kann.
Ebenfalls muß
der
Thyristor die beim Schaltvorgang auftretenden
Stromanstiegsgeschwindigkeiten > 1kA/µs verkraften können.
Solche
Bauteile sind, wenn überhaupt, nur schwer zu bekommen und man
muß den
Gate-Zündimpuls sehr gut dosieren, damit der Thyristor
möglichst
homogen zündet.
Wesentlich einfacher läßt sich die Primärspule mit IGBTs
ansteuern. Die
erreichen zwar bei Weitem nicht die Leistung eines Thyristors,
aber
dafür lassen sie sich wesentlich einfacher schalten. Statt
einen
geladenen Kondensator über eine Spule zu entladen, kann man
mit IGBTs
über einen beliebig langen Zeitraum eine Erregerschwingung auf
die
Primärspule aufbringen. Damit kann man auch mit kleinerer
Leistung die
gleiche Energie auf die Tesla-Spule übertragen.
Um auf die nötige Leistung zu kommen, verwendet man am besten
IGBT-Module. Auf dem Gebrauchtmart bekommt man schon recht
preiswerte
Module, die einige 100 A bei Frequenzen bis über 100 kHz
schalten
können. Wer sich schonmal industriell gefertigte Inverter oder
Umrichter angesehen hat, in denen solche Module verbaut sind,
wird mit
Schrecken festgestellt haben, dass dort ein erheblicher
Aufwand
getrieben wird, um solche Module anzusteuern. Aus Gründen der
Störsicherheit ist es meistens notwendig, die Module von der
Steuerelektronik galvanisch getrennt anzusteuern. Die
Potenzialtrennung
übernimmt i.d.R. ein speziell dafür geeigneter Optokoppler.
Weiterhin
benötigt jeder Steuerkreis eine potenzialfreie
Versorgungsspannung, die
mit je einen DC/DC-Wandler erzeugt werden kann. Das macht die
Ansteuerung der Module relativ aufwändig.
Bei symmetrischer Ansteuerung
der Module eignet sich auch ein GDT (Gate Drive Transformer)
zur
Ansteuerung der Module. Im Kapitel Gate-Treiber
in der Abteilung
Schaltungstechnik habe ich eine Schutzschaltung für GDTs
beschrieben,
die eine Ansteuerung von IGBTs und großen MOSFETs erheblich
vereinfacht.
Die folgende Schaltung ist ein schönes Anwendungsbeispiel
für diese Ansteuer- und Schutzschaltung. Wenn, wie in diesem
Fall, eine
IGBT-Vollbrücke im Gegentakt angesteuert werden soll, kann ein
GDT mit
einer Primär- und 4 Sekundärwicklungen alle IGBTs ansteuern.
Die
Überwachung der einzelnen IGBTs ist relativ einfach aufgebaut.
Auf der
Ansteuerseite des GDT muß die Schutzschaltung nur einmal
aufgebaut
werden.
Zunächst mal benötigt man zur gleichzeitigen Ansteuerung von
zwei
Halbbrückenmodulen einen besonders kräftigen GDT-Treiber, der
zum
Umladen der Gate-Kapazitäten Spitzenströme von einigen 10A
liefern
kann. Da gängige Treiber-ICs solche Ströme nicht liefern
können, baut
man sich die Treiber am besten selber. Das geht sehr gut mit
je einem
kleinen P-Kanal- und N-Kanal-MOSFET. Als Vollbrücke geschaltet
können
diese direkt von einem SG3525 angesteuert werden. Damit die
Transistorpaare T7/T8 und T9/T10 nicht überlastet werden,
müssen sie
beim Umschalten mit einer minimalen Totzeit versetzt werden.
Dies hat
nichts mit der vom SG3525 generierten Totzeit für die
Leistungsschalter
zu tun. Die Totzeit wird mit einer Kombination aus
Gatewiderstand und
parallel geschalteter Diode erzeugt. Die Gatewiderstände
verzögern den
Einschaltvorgang um wenige 100 ns, während die Dioden die
Gates
schnellstmöglich wieder entladen. Bei diesem Übergang entsteht
eine
kleine Lücke, in der beide Transistoren gesperrt sind. Mit den
angegebenen Transistoren kann die so aufgebaute
Vollbrücken-Treiberstufe Stromspitzen bis über 40 A liefern.
Damit
diese Spitzenströme auch bei den IGBTs ankommen, benötigt man
einen GDT
mit extrem niedriger Streuinduktivität. Eine geringe
Streuinduktivität
erreicht man, indem man möglichst wenige Windungen auf einen
möglichst
großen Kern wickelt und dabei den Trafo bis knapp unter die
Sättigungsgrenze aussteuert. Für die 5 Spulen gleicher
Windungszahl
kann man z.B. 5 PTFE-isolierten Schaltdrähte gut und
gleichmäßig
verdrillen und der Windungszahl entspechend oft durch einen
hochpermeablen Ferrit-Ringkern ziehen. Natürlich schadet es
nicht, wenn
man die Primärspule mit einem größeren Drahtquerschnitt oder
mehreren
Adern des gleichen Drahtes ausstattet, um die
Streuinduktivität und den
Innenwiderstand des GDT nochmals zu reduzieren. Die
Windungszahl
richtet sich nach Kerngröße und minimal einstellbarer
Frequenz. Bei zu
geringer Schaltfrequenz gerät der Kern des GDT in die
Sättigung und
löst die Schutzschaltung aus. So läßt sich auch ohne Betrieb
der
Endstufe die untere Grenzfrequenz des GDT ermitteln.
Bild 13.3.2 E elektronischer Tesla-Trafo (SSTC)
Die Schutzschaltung ist ebenfalls relativ einfach aufgebaut. Sie überwacht insbesondere die Stromaufnahme der Treiberstufe und außerdem die Versorgungsspannung.