Beim
Resonanzwandler handelt es
sich nach Sperr- und
Flusswandler um die dritte große Gruppe der primär
getakteten Wandler mit galvanischer Trennung von Ein- und
Ausgangsspannung. Resonanzwandler gibt es in zahlreichen
Varianten, auf die ich nicht alle eingehen will. Zunächst
unterscheidet man nach dem Schaltzeitpunkt der Transistoren. Man
versucht entweder im Spannungs- oder im Stromnulldurchgang zu
schalten, damit die Schaltverluste möglichst gering sind und man
deshalb selbst bei sehr hohen Leistungen noch wirtschaftlich mit
hohen Schaltfrequenzen arbeiten kann. Je nachdem nennt man die
Wandler ZVS (Zero Voltage Switching) oder ZCS (Zero Current
Switching). Selbstschwingende ZVS-Wandler sind alle in Kapitel 11
beschriebenen Sinusoszillatoren oder der in
Kapitel 13.2 beschriebene
Inverter
für CCFL-Röhren. Weiterhin befinden sich in der
Abteilung
Schaltungstechnik/Oszillatoren
leistungsfähige ZVS-Sinus- und Royer-Oszillatoren
In Bild 10 A ist
die Grundschaltung
eines ZCS-Wandlers zu sehen. Zunächst wird mit einer
Halbbrücke eine Rechteckspannung erzeugt. Am Ausgang befindet
sich ein Serienschwingkreis Lr/Cr, in dem der eigentliche
Trenntransformator Tr ebenfalls in Serie geschaltet ist. Der
Trafo selbst arbeitet als Flusswandler, dessen Ausgangsspannung
direkt gleichgerichtet und mit dem Ausgangselko Ca gesiebt wird.
Den maximalen Ausgangsstrom liefert der Wandler, wenn der
Rechteckgenerator genau auf die Resonanzfrequenz f = 1/2π
√(LrCr)
abgestimmt
ist. Bei einem ausgangsseitigen Kurzschluss würde
sich der Schwingkreis unkontrolliert aufschaukeln und den
Rechteckgenerator mit einem sehr hohen Strom belasten, bis dieser
zerstört würde, sofern keine Schutzmaßnahmen
getroffen würden. Die Dioden D 1 und D 2 begrenzen die Spannung
am Schwingkreiskondensator Cr und führen überschüssige
Energie wieder der Versorgungsspannung zurück. Die
Spannungsbegrenzung an Cr bedeutet gleichzeitig auch eine
Strombegrenzung im Kurzschlussfall. Der maximale Strom kann
fließen, wenn die Spannung an Cr im Resonanzfall etwa
gegenphasig zur Erregerspannung des Rechteckgenerators ist. Wenn die
Bauteile diesen maximalen Strom dauerhaft vertragen, ist der
Resonanzwandler prinzipiell dauerkurzschlussfest. Dies ist ein
großer Vorteil des Resonanzwandlers, denn die etwas
schwierigere Strombegrenzung von Halbbrücken-Endstufen kann
komplett entfallen.Es ist allerdings zu beachten, dass es bei
Überlastung durch die von D1 und D2 verursachten nichtlineare
Verzerrungen zu einer erheblichen Phasenverschiebung des
Ausgangsstromes kommen kann, sodass die zu einem festgelegten Zeitpunkt
geschalteten Transistoren keineswegs im Stromnulldurchgang schalten.
Der Resonanzwandler ist also nur solange KurzSchlussfest, wie die
Transistoren das "harte schalten" unter Volllast vertragen.
Wenn man die Dioden D 1 und D 2 weglässt,
ist trotzdem eine Strombegrenzung möglich. Durch eine genaue
Justierung des Oszillators könnte man erreichen, dass die
Resonanzfrequenz nie genau
erreicht wird. Das hat
allerdings den Nachteil, dass man die Endstufe durch unvorsichtige
Einstellung leicht zerstören kann und vor Allem verzichtet man auf den
verlustarmen Umschaltzeitpunkt im Stromnulldurchgang..
Bild 10 A Grundschaltung eines ZCS-Resonanzwandlers
Der optimale Arbeitspunkt ist dann erreicht, wenn
am Trafo gerade +/-Ue/2 anliegen. Die Spannung an Cr schwingt dann bei
Vollast gerade
zwischen 0 und Ue, während sie sich im Leerlauf auf einen DC-Wert von
ca. Ue/2 einstellt. Bei Überlastung versucht die Spannung an Cr über
die Grenzen der Versorgungsspannung hinaus zu schwingen, was aber von
den Dioden D1 und D2 unterbunden wird.
Wie man im
Prinzipschaltbild sieht, liegt die Spule Lr in Serie zum Trenntrafo.
Somit kann man Lr auch als Streuinduktivität des Trenntrafos auffassen.
Das bedeutet einerseits, dass Lr entfallen
könnte, wenn der Trafo eine genügend hohe Streuinduktivität
hätte und andererseits braucht man beim Bau des Trafos auch
nicht auf eine geringe Streuinduktivität achten, was eine gute
Isolation zwischen Primär- und Sekundärspule erleichtert.
Leider gibt es (noch) keine fertigen Ferritkernsätze für
Streutrafos, sodass die Trennung von Lr und dem Trafo weiterhin nötig
sein dürfte. Eine andere Möglichkeit wäre es, auf den
geschlossenen Trafokern ganz zu verzichten. Insbesondere bei hohen
Schaltfrequenzen könnte man sogar einen Trafo aus Luftspulen
bauen, der dann aus Prinzip bereits eine hohe Streuinduktivität
hätte. Ab welcher Frequenz ein Luftspulentrafo wirtschaftlich
wird, lässt sich allerdings nicht so leicht sagen.
Die
Transistoren der Halbbrücke werden idealerweise so angesteuert, dass
sie abwechselnd für die Dauer einer halben Periode der Resonanzfrequenz
von Lr und Cr durchgeschaltet sind. Um den
Resonanzwandler herunterzuregeln, muss nur
die
Frequenz heruntergeregelt werden, bzw. die Totzeit entsprechend
verlängert werden. Im folgenden Diagramm habe ich einmal den
Verlauf von Laststrom und der Spannung an Cr unter Vollast und bei ca.
50% Last dargestellt. Zwischen den Kurven sind die
Gate-Steuerspannungen
der Transistoren T1 und T2 eingezeichnet.
Bild 10 b Idealer Strom- und Spannungsverlauf eines ZCS-Resonanzwandler unter Volllast (links) und ca. 50% Last (rechts)
Bei
Volllast werden die Transistoren bis auf eine kleine Totzeit im
Gegentakt mit der Resonanzfrequenz des Schwingkreises angesteuert.
Dementsprechend stellt sich an Cr ein (fast) sinusförmiger
Spannungsverlauf ein. Die primärseitige Lastspannung sollte dabei etwa
Ue/2 sein. Da die Transistoren jeweils für die Dauer einer halben
Periode der Resonanzfrequenz eingeschaltet werden, befindet sich der
Strom im Resonanzkreis beim Ein- und Ausschalten des Transistors immer
gerade im Nulldurchgang, was zu den gewollt geringen Schaltverlusten
führt. Soll die Leistung des Resonanzwandlers heruntergefahren werden,
wird einfach die Schaltfrequenz bei konstanter Einschaltdauer
reduziert. Im Prinzip befindet sich der Schwingkreis dann noch immer in
Resonanz, allerdings wird die Schwingung für die Dauer der Totzeit, in
der beide Transistoren sperren, regelrecht eingefroren und dann nach
dem Ende der Totzeit an gleicher Stelle fortgesetzt. Man sieht das am
Spannungsverlauf an Cr (unten rechts): Die Sinuskurve wird im
Scheitelwert für die Dauer der Totzeit eingefroren, wobei
Cr die
Ladung bis zum Ende der Totzeit speichert. Die Schaltfrequenz des
Resonanzwandlers kann dann bei geringer Last bis auf 0 Hz
heruntergefahren werden.
Prinzipiell
wäre es auch möglich, den Wandler immer mit der
Resonanzfrequenz zu betreiben und nur die Einschaltdauer zu
variieren. Das Ganze wäre dann eine Art Gegentakt-Flusswandler
mit passivem Überlastungsschutz. Man verzichtet dann aber auf
den Vorteil der geringen Schaltverluste bei variabler
Generatorfrequenz.
Ein weiterer
Vorteil, den man auch nur bei variabler Generatorfrequenz optimal
nutzen kann, ergibt sich aus der ZCS-Technik: Es treten in den
Zuleitungen der Transistoren keine schnellen Stromänderungen
auf. Das verringert nicht nur die EMV-Problematik, sondern macht auch
das Leiterbahn-Design wesentlich unkritischer.
Leider
ist es mit gängigen PWM-Schaltregler-ICs nicht möglich, eine absolut
konstante Einschaltdauer zu erreichen. Da dies aber auch nicht
unbedingt so genau erforderlich
ist, reicht auch ein tendenzieller Gleichlauf von Schaltfrequenz und
relativer Einschaltdauer. Dies lässt sich mit einem SG 3524
leicht realisieren. Der SG 3524 hat laut Datenblatt von den drei
Standard-Gegentakt-ICs (SG 3524/25 TL494) die stabilste
Oszillatorfrequenz und ist deshalb am besten für einen
Resonanzwandler geeignet.
Bild 10 C 600-Watt-Resonanzwandler für hohen Last-Regelbereich
In Bild 10 C
ist ein für ca. 600 Watt ausgelegter Wandler zu sehen. Da der SG
3524 keine kräftigen
Ausgangstreiber
hat und deshalb weder Transistoren noch Steuertrafos direkt ansteuern
kann, bietet sich hier ein Gate-Treiber-IC an. Die Leistungsstufe und
das Versorgungsmodul ist ansonsten identisch mit bereits
beschriebenen.
Die
Oszillatorfrequenz des SG 3524 hängt vom Kondensator C 10 ab und
von dem Strom, der von Pin 7 (Rt) nach Masse fließt. Im
ungeregelten Zustand ist die Spannung an R 16 und C 8 relativ gering.
Der Oszillator arbeitet mit seiner maximalen Frequenz, die mit P 1
auf die Resonanzfrequenz eingestellt wird. Der Regelverstärker
des 3524 ist als invertierender Verstärker geschaltet mit 2,5
Volt als virtuelle Masse. Im ungeregelten Fall liegt also am Ausgang
des Regelverstärkers (Pin 9) die maximale Spannung an und der
interne PWM-Komparator erzeugt
eine maximale
Einschaltdauer. Wenn die Regelung einsetzt, fließt ein
Strom von der Referenzspannung des 3524 über den Optokoppler
durch R 16. Wenn sich die Spannung an R 16 und C8 erhöht,
verhält sich die Ausgangsspannung des Regelverstärkers Pin
9 genau gegenläufig und die relative Einschaltdauer
reduziert sich entsprechend. Gleichzeitig reduziert sich auch der
Strom, der aus Pin 6 (Rt) über R 15 und P 1 fließt, da nun
die Differenzspannung, die an R 15 und P 1 anliegt, geringer wird. R
17 ist so gewählt, dass mit abnehmender Frequenz die
Einschaltdauer zunächst absolut etwa konstant und schließlich
immer kürzer wird, bis der Impuls ganz verschwindet. Damit ist
eine energiesparende Lastausregelung bis herab
auf 0 % möglich, ohne dass die Schaltfrequenz als störendes Pfeiffen
hörbar wird. Der Wirkungsgrad wird durch die Verkürzung der
Einschaltimpulse allerdings schlechter.
Die
Resonanzfrequenz ist mit ca. 100 kHz relativ hoch gewählt.
MOSFETs haben damit keine Probleme. Soll die Leistung des Wandlers
jedoch deutlich erhöht werden, wird man versuchen schnelle
IGBTs, am besten mit eingebauter FRED einzusetzen. Eventuell muss bei
Verwendung leistungsstarker IGBTs die Frequenz reduziert werden. Dazu
wird einfach C 10 vergrößert, wodurch sich
gleichzeitig auch die minimale Totzeit erhöht (siehe
Datenblatt). Ansonsten kann der Wandler unverändert für
fast beliebige Leistungen dimensioniert werden. Lediglich die
Leistungsbauteile müssen den auftretenden Spannungen und
Strömen standhalten.