Die Regler aus dem letzten Kapitel haben den Nachteil, dass der Wirkungsgrad, je nach Spannungsdifferenz, sehr schlecht sein kann. Sollen Spannungen bei hohen Leistungen geregelt oder gesteuert werden, müsste auch der Regler eine sehr hohe Verlustleistung verheizen. Dies ist nicht nur sehr unwirtschaftlich sondern bringt auch erhebliche Probleme bei der Entsorgung der Verlustwärme mit sich. Wenn am Eingang eines Gerätes eine Wechselspannung zur Verfügung steht, gibt es einfache aber trotzdem effektivere Verfahren, die Ausgangsspannung zu verändern.
4.1 Leistungsregler und
Dimmer mit Phasenanschnittsteuerung
Bei der Steuerung von
ohmschen Lasten, wie z.B. Glühbirnen und Heizungen, kann man die
Eingangsspannung einfach zeitweise unterbrechen. Die Effektivspannung
an der Last ergibt sich dann aus der Einschalddauer des Schalters und
natürlich auch der Eingangsspannung. Bei Heizungen ist das
relativ einfach, weil die sehr träge sind und man sehr langsame
Schalter, z.B. Relais verwenden kann. Bei Glühlampen ist das
etwas schwieriger, weil diese meistens für Beleuchtungszwecke
eingesetzt werden und das menschlische Auge sehr empfindlich auf
Helligkeitsschwankungen reagiert. Um ein flimmerfreies Licht zu
gewährleisten, darf die Flimmerfrequenz nicht unter 100 Hz
sinken. Deshalb muss die Spannung inerhalb jeder Sinushalbwelle
in gleicher Weise unterbrochen werden. Derart schnelle Schaltvorgänge
sind nur mit Halbleitern möglich. Die ersten Halbleiter, die in
der Lage waren hohe Ströme und Spannungen zu schalten waren
Thyristoren und später Triacs. Ein wesentlicher Nachteil dieser
Bauteile besteht aber darin, dass sie nicht mehr in der Lage
sind, den Strom, wenn er einmal eingeschaltet wurde, wieder zu
unterbrechen. Beim Betrieb am 50-Hz-Netz ist das aber kein Problem,
da der Strom 100 mal pro Sekunde auf null zurückgeht und so der
Thyristor bzw. Triac genügend Zeit hat, sich zu erholen und
wieder zu sperren. Wenn also der Schalter einmal pro Halbwelle
„gezündet“ wird und bis zum nächsten
Nulldurchgang durchgeschaltet bleibt, lässt sich
theoretisch die Effektivspannung am Verbraucher durch die Wahl des
Zündzeitpunktes kontinuierlich von 0 bis 100 % einstellen.
Bild 4.1 A Einfacher Dimmer | 4.1 B Dimmer (fast) ohne Hysterese |
Bild 4.1 A zeigt die einfachste Form eines Dimmers mit Phasenanschnittsteuerung. Hier kommen gleich zwei besondere Bauteile zum Einsatz:
Der Diac bietet nun eine
sehr einfache Möglichkeit, einen Triac zu zünden. Der Triac
benötigt ja nur einen kurzen Zündimpuls und bleibt dann bis
zum nächsten Strom-Nulldurchgang leitend. Solange der Triac noch
nicht leitet, liegt die volle Netzspannung an. Der Kondensator C2
lädt sich langsam über die Widerstände P + R1 auf. Ist
die Zündspannung des Diac erreicht, entlädt dieser den
Kondensator über das Gate des Triac um ca. 10 Volt und zündet
ihn. Nach dem nächsten Nulldurchgang sperrt der Triac wieder und
der Vorgang beginnt von neuem, jedoch mit umgekehrter Polarität.
Da sich Triac und Diac in beide Stromrichtungen gleich verhalten, ist
dieser Vorgang symmetrisch zur Nullinie. Durch Variation des Potis P
lässt sich dann der Zündzeitpunkt innerhalb einer
Halbwelle in weiten Grenzen einstellen. Die Grenzen sind durch die
Zündspannung des Diacs gesetzt, da eine Zündung nur bei
über 30 V stattfinden kann.
Leider gibt es bei der
einfachen Schaltung aus Bild 4.1 A einen störenden
Hystereseeffekt. Wenn man das Poti vom Anschlag langsam in Richtung
höherer Leitung dreht, setzt der Dimmer plötzlich mit
beträchtlicher Leistung ein. Danach kann man die Leistung wieder
zurückdrehen. Das liegt daran, dass sich der Kondensator
mit wechselnder Polarität auflädt. Ist das Poti noch sehr
hochohmig, wird die Zündspannung des Diac nie erreicht. Wird das
Poti jedoch so niederohmig, dass sie gerade erreicht wird,
zündet der Diac und entlädt C2 um ca. 10 Volt. Dadurch wird
C2 beim Umpolen der Spannung schneller entladen und erreicht die
Zündspannung des Diac in der nächsten Halbwelle viel
früher. Der Dimmer setzt also mit erhöhter Anfangsleistung
ein und lässt sich dann kontinuierlich wieder auf fast
null zurückdrehen. Sobald jedoch die periodische Zündung
aussetzt, muss der Dimmer wieder bis zur Startstellung
hochgedreht werden.
Bild 4.1 B zeigt, wie sich
diese Hysterese weitgehend unterdrücken lässt. Dazu
wird der Zündkondensator C2 über R2 von dem Zeitglied
C3-R1-P entkoppelt. Bei der Zündung des Triac wird nur C2
entladen. Der viel größere C3 behält seine Ladung
weitgehend und der Zündzeitpunkt der nächsten Halbwelle
verfrüht sich nicht mehr so wesentlich.
Ein Vorteil des Dimmers
besteht darin, dass er zweipolig ist und deshalb ohne Änderung
der vorhandenen Installation z.B. einen Lichtschalter ersetzen kann.
Obwohl sich mit dem Dimmer
auf sehr einfache Weise die Leistung großer Verbraucher
regulieren lässt gibt es auch einen Nachteil. Durch den
steilen Stromanstieg beim Zünden des Triac wird das Leitungsnetz
sehr stark mit Oberwellen verseucht. Die höherfrequenten Anteile
werden mit dem Filterglied L und C1 gedämpft. Die
niederfrequenteren Anteile werden jedoch direkt ins Leitungsnetz
eingekoppelt. Das ist besonders dann kritisch, wenn z.B. Bühnen
beschallt und beleuchtet werden sollen. Die vom Dimmer verursachten
Oberwellen sind nähmlich im hörbaren Bereich und finden
sich wegen der Störungseinkopplungen häufig auf den
Audiosignalen der Beschallungstechnik wieder.
Eine wichtige Frage, die
immer wieder im Zusammenhang mit Dimmern auftaucht, ist die:
Welche Geräte lassen
sich überhaupt mit einem einfachen Dimmer regulieren?
Da fallen mir eigentlich
nur zwei Hauptanwendungen ein:
Glühlampen verhalten
sich im Großen und Ganzen wie ein ohmscher Widerstand. Die
effektive Lampenspannung ist umso höher, je früher der
Zündzeitpunkt liegt. Die Oberwellenbelastung des Leitungsnetzes
ist umso größer, je höher der Lampenstrom ist. Bei
großen Lampenleistungen sollte man daher besser auf
Schaltregler zurückgreifen. Vermeiden sollte man Schaltungen,
wie man sie z.B. manchmal in Netzteilen von 80V-Projektionslampen für
Fotobelichter findet. Dort werden diese Lampen mit einer
Phasenanschnittsteuerung direkt an 230 V betrieben. Damit handelt man
sich nicht nur eine hohe Effektivstrombelastung und
Oberwellenverseuchung des Leitungsnetzes ein sondern man riskiert
auch das Leben der teuren Lampen, das bereits durch eine einzige
Fehlzündung des Triac beendet werden kann.
Universalmotoren lassen
sich mit Phasenanschnittsteuerungen sogar noch besser regeln. Die
große Eigeninduktivität der Spulen wirkt sich günstig
auf das Störverhalten aus, da der Stromanstieg wesentlich
langsamer ist.
Netztrafos dürfen
dagegen keinesfalls primärseitig mit einem so einfachen Dimmer
gedimmt werden. Hier kann es, vor allem im Leerlauf oder bei
nicht-ohmscher Last, wegen der Phasenverschiebung des Stromes zu
unkontrollierten Verschiebungen des Zündzeitpunktes kommen. Wie
ich ja bereits in Kapitel 1.6 schrieb, kann ein ungünstiger
Einschaltzeitpunkt, insbesondere am Anfang einer Halbwelle, den Kern
eines Netztrafo in die Sättigung bringen. Da sich das bei
ungünstiger Einstellung des Dimmers permanent wiederholt, kann
der Trafo, trotz geringer Sekundärlast, leicht überlastet
werden. Abhilfe schaffen hier modernere Dimmer mit eingebauter
Schutzfunktion.
Auch ohmsche Lasten mit
großer Leistung sollten wegen der Oberwellenverseuchung des
Netzes nicht mit einem Dimmer reguliert werden. In der Regel handelt es
sich dabei um Heizungen mit relativ großer thermischer
Zeitkonstante. Hier ist es wesentlich günstiger, die Last mit
einem Nullspannungsschalter im Spannungsnulldurchgang einzuschalten
und für mehrere Sekunden voll am Netz zu belassen, bevor sie
wieder für mehrere Sekunden abgeschaltet wird. Die
Stromanstiegsgeschwindigkeit wird dadurch minimal und die
Oberwellenbelastung des Netzes entsprechend gering.
Asynchronmotoren lassen sich ebenfalls nicht mit einem einfachen Dimmer steuern. Da die Frequenz des Drehfeldes konstant bleibt, verursacht der große Schlupf bei kleinen Motordrehzahlen u.U. ebenfalls eine Überlastung des Motors. Eine vernünftige Drehzahlsteuerung oder Regelung bei Asynchronmotoren ist nur mit einem Frequenzumrichter möglich.
Für Leuchtstoff- bzw. Energiesparlampen werden ebenfalls spezielle Dimmer benötigt. Das Problem bei diesen Lampen besteht darin, dass sie in jeder Halbwelle neu zünden müssen. Das funktioniert aber nur bei voller Leistung einwandfrei. Mit einem einfachen Dimmer kann die periodische Zündung zeitweise aussetzen und die Lampe beginnt stark zu flackern. Dimmer für Leuchtstoff- und Energiesparlampen müssen mit einer speziellen Zündhilfe ausgestattet werden. Die Zündung kann mit einem Hochspannungsimpuls aus einer Zündspule oder durch eine Außenelektrode an der Röhre erfolgen.
4.2 Gleichrichter mit
Phasenanschnittsteuerung
Auch Gleichspannungsregler
lassen sich mit einer Phasenanschnittsteuerung realisieren. Im
einfachsten Fall wird die Diode des Einweggleichrichters durch einen
Thyristor ersetzt. Während eine Diode automatisch im Bereich des
Scheitelwertes durchschaltet und den Siebelko etwa auf den
Scheitelwert der Wechselspannung auflädt, wird der Thyristor
zeitlich erst hinter dem Spannungsmaximum gezündet, sodass
sich der Siebelko nur auf eine geringere Spannung auflädt. Durch
Variation des Zündzeitpunktes lässt sich die Spannung
regeln. Diese Technik wurde z.B. ca. in den 70-er Jahren in
Netzteilen von Farbfernsehgeräten eingesetzt. Wie ich bereits in
Kapitel 2.2 erwähnt habe, ist die Verwendung von
Einweggleichrichtern bei höheren Leistungen problematisch.
Deswegen werden Einweggleichrichter zur Gleichrichtung von
50-Hz-Wechselspannung mit höherer Leistung heutzutage nicht mehr
eingesetzt.
Eine Alternative wäre ein Brückengleichrichter, bei dem die beiden Dioden im positiven Zweig durch je einen Thyristor ersetzt werden. Das Regelungsprinzip wäre das gleiche wie beim Einweggleichrichter, nur dass beide Halbwellen verwendet werden. Solche Regler wurden tatsächlich eingesetzt, um die Verlustleistung der nachfolgenden Linearregler zu minimieren. Allerdings ist mit diesem Regelungsprinzip wieder eine erhebliche Oberwellenverseuchung und Effektivstrombelastung des Versorgungsnetzes verbunden. Inzwischen sind sie jedoch durch moderne Schaltregler technisch überholt. Deshalb will ich auch nicht mehr näher darauf eingehen.
Oft ist es notwendig, in netzbetriebenen Schaltungen eine Hilfsspannungen zu erzeugen, mit der die Steuerelektronik versorgt werden soll. Bei Strömen unter ca. 50 mA lohnt sich weder der Einsatz eines Netztrafos noch der eines Schaltreglers. Ein ohmscher Vorwiderstand würde zu viel Verlustleistung produzieren und ein Blind-Vorwiderstand mit einem Kondensator wäre womöglich zu groß und/oder zu teuer. Auch in diesem Fall kann ein elektronischer Schalter helfen, der die gleichgerichtete Netzspannung immer nur kurz vor und kurz hinter dem Nulldurchgang kurzzeitig einschaltet, und zwar genau dann, wenn die Netzspannung gerade ein paar Volt über der zu erzeugenden Kleinspannung liegt. Die entstehenden Spannungsabfälle zwischen Netzspannung und Kleinspannung sind dann sehr klein und die Verlustleistung entsprechend gering. Bei Strömen über 50 mA sollte diese Methode nicht mehr angewandt werden, da sie, in noch stärkerem Maße als ein Dimmer, eine hohe Effektivstrom- und Oberwellenbelastung für das Leitungsnetz darstellt. Idealerweise sollte die Stromaufnahme der Kleinspannung gering gegenüber der Hauptlast am Netz sein.
Bild 4.3 Erzeugung einer 15-V-Hilfsspannung
In Bild 4.3 zeigt ein
einfaches Beispiel einer mit 230 V Netzspannung betriebenen
+15-V-Hilfsspannungsquelle. Die Netzspannung wird zunächst mit
einem Brückengleichrichter gleichgerichtet, bevor sie auf die
Hautlast, z.B. ein Schaltnetzteil, gelangt. Der obere Brückenzweig
des Gleichrichters wird nochmal mit zwei Dioden (BA 159)
nachgebildet, sodass die ungesiebte Netzspannung an R 1 und R 3
anliegt. Dieser Umstand ist nötig, weil nicht sichergestellt
ist, dass die Spannung an der Hauptlast immer bis auf null
zurückgeht, z.B. wenn ein Siebelko angeschlossen ist.
Sobald die Netzspannung
ca. 5 V über der Ausgangsspannung liegt, bekommt T 2 über R
1 und R2 eine ausreichend hohe Gatespannung, um durchzuschalten. Über
R 3 fließt dann ein Ladestrom auf den Elko C 1. Sobald die
Spannungsdifferenz zwischen Netz- und Ausgangsspannung 16 Volt
überschreitet, beginnt ZD 1 zu leiten. Bei etwas über 20
Volt beginnt dann auch T 1 zu leiten und schaltet die Gatespanung von
T 2 ab, sodass dieser wieder sperrt. Die Schaltung verhält
sich ähnlich einer Konstantstromquelle und lädt den Elko C1
solange auf, bis die Spannung durch ZD 2 begrenzt wird. Mit den
angegebenen Werten beträgt der maximale Ausgangsstrom ca. 20 mA.
Er lässt sich am einfachsten über R 3 einstellen. ZD 1
bestimmt die Länge des „Phasenstückchens“, das
T 2 durchschaltet. Ggf. muss ZD 2 etwas kräftiger
dimensioniert werden, da sie bei fehlender Ausgangslast den maximalen
Ausgangsstrom aufnehmen muss. Eventuell muss auch der Elko
C 1 größer gewählt werden.
Da an R 1 praktisch die
volle Netzspannung anliegt, ist es sinnvoll, entweder einen höher
belastbaren Typ zu nehmen oder zwei 47-k-Widerstände in Serie
zuschalten. Sonst könnte es passieren, dass R 1 nach
längerem Betrieb hochohmig wird.
Grundsätzlich ist bei
dieser Schaltung zu beachten, dass sie nur bei sinusförmiger
oder ähnlicher Kurvenform der Netzspannung richtig funktioniert.
Bei rechteckförmigen Spannungen, wie sie von manchen
Wechselrichtern geliefert werden, ist eine Funktion nicht möglich.